Uni stellt gratis Menstruationsprodukte zur Verfügung und prüft geschlechtsneutrale Toiletten
Dieses Semester können auf WCs im Zentrum gratis Binden und Tampons bezogen werden. Und es gibt weitere Neuerungen im Gleichstellungsbereich.
Ab morgen, dem 18. September, werden in WCs an vier Standorten auf dem Campus Zentrum der Uni gratis Binden und Tampons zur Verfügung gestellt. Es handelt sich dabei um Toiletten im Hauptgebäude (KOL und KO2), am Häldeliweg 2 (HAH) und im Gebäude der veganen Mensa Rämi 59 (RAA). Die Standorte wurden ausgewählt, da diese grosse Hörsäle besitzen und daher besonders stark frequentiert würden, heisst es auf der Website der Uni.
Die Neuerungen werden jedoch nur im Rahmen eines Pilotprojekt eingeführt, das bis zum 22. Dezember dauert. Denn es gehe darum «herauszufinden, ob eine unentgeltliche Abgabe von Menstruationsprodukten in Toiletten der UZH möglich ist und mit welchen Implikationen dies verbunden wäre». Denn «die gesellschaftlichen Erwartungen an öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Hochschulen, auf ihren Toiletten neben herkömmlichen Hygieneprodukten wie Toilettenpapier und Seife auch Binden und Tampons unentgeltlich bereitzustellen, steigen», heisst es weiter auf der Uni-Website.
IT-Projekt zum dritten Geschlecht
Der ZS liegt ein Schreiben des Rektors Michael Schaepman an die Präsidien der Standesorganisationen und an den Präsidenten der Personalkommission der Uni vor. Es handelt sich dabei um eine Stellungnahme vom 4. September zu einem Forderungskatalog von Studierenden und Mitarbeitenden der Uni, der dem Rektor im Rahmen des feministischen Streiks am 14. Juni überreicht wurde. Laut diesem Schreiben wurden die Streichung des Geschlechtseintrags in Verwaltungsprozessen und geschlechtsneutrale Toiletten gefordert. So muss bis heute etwa bei der Immatrikulation eines der binären Geschlechter angegeben werden (die ZS berichtete). Dazu läuft laut Schaepman seit Juni 2023 «ein Projekt im Bereich lT, das genau diese Problematiken in Bezug auf die verschiedenen Systeme der Uni analysiert und Lösungen erarbeitet». Ebenso werde die Möglichkeit einer dritten Option oder das Weglassen von Geschlechtseinträgen dabei einbezogen. Überdies sei zu geschlechtsneutralen Toiletten ein «Pilotprojekt in Vorbereitung», heisst es weiter.
Zusätzliche Räume zum Stillen und Wickeln sind an der Uni nicht geplant: Es sind laut Schaepman mobile Wickeltische vorhanden, «die bei Bedarf angefordert und vor Ort aufgestellt werden können». Die Stiftung Kinderbetreuung im Hochschulraum Zürich (KIHZ) der Uni und ETH betreibt jedoch ein neues Betreuungsangebot. Die Kinderkrippe Chriesbach wurde am 1. August eröffnet und befindet sich in Dübendorf auf dem Gelände des Wasserforschungsinstituts EAWAG und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA, zwei Forschungsanstalten des ETH-Bereichs.
Modul zu Gleichstellung und Diversität geplant
Einen prüfungsfreien Tag am 14. Juni, dem Tag des feministischen Streiks, will die Uni zudem nicht einführen, da die Prüfungstermine innerhalb der Uni stark aufeinander abgestimmt seien. Den feministischen Streik prüfungsfrei zu halten «würde eine substanziell höhere Koordination voraussetzen und zu einer Verlängerung oder lntensivierung der Prüfungsperiode führen». Zudem seien in der Medizin die Prüfungstermine national abgesprochen und koordiniert.
In der Stellungnahme kündigt der Rektor überdies ein «Modul zu Gleichstellung und Diversität» an. Dieses sei derzeit im Aufbau und soll im Rahmen der School for Transdisciplinary Studies für Studierende angeboten werden.
Im Brief finden sich noch weitere Forderungen – etwa, dass Anzeigen wegen sexueller Belästigung von einer unabhängigen dritten Person untersucht werden. Dieser Forderung geht Schaepman nicht nach, nimmt den Vorschlag aber «in die Diskussion» auf. Zudem wird die Einführung von Safer Spaces für FLINTA-Personen, die Beendigung aller Formen von Diskriminierung oder die Unterstützung von antihierarchischen Unterrichtspraktiken gefordert. Diesbezüglich verweist der Rektor jeweils auf bestehende Massnahmen und Angebote.