100 Jahre ZS,
100 Jahre Zeitgeschichte
Dass eine studentische Organisation ein ganzes Jahrhundert überlebt, ist keine Selbstverständlichkeit. Erst recht nicht, wenn es sich bei dieser Organisation um eine Zeitung handelt. Medien kommen, verändern sich und gehen wieder. Die ZS aber, sie ist geblieben.
Dabei war ihr langes Bestehen keineswegs vorherzusehen; immer wieder sollte sie eingestampft werden oder stand sie vor dem finanziellen Ruin. Aber irgendwie hat sie sich immer wieder aufgerappelt, hat sich neu organisiert und von vorn begonnen.
Die bewegte Geschichte der «Zürcher Studierendenzeitung» ist anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens zum ersten Mal umfassend aufgearbeitet worden. Die nachfolgenden Stationen lassen sich gleichermassen als Inhaltsverzeichnis zum Buch «100 Jahre Zoff. Die Geschichte der Zürcher Studierendenzeitung» lesen. Die Zusammenfassungen wurden angereichert mit Texten, die die ZS über sich selbst geschrieben hat.
Mehr Informationen zu dem Buch gibt es hier.
Studenten gründen eine Zeitung
Ende Februar erscheint erstmals der Zürcher Student. Erste Redaktoren sind Hermann Witzthum und Max Paul Schreiber. Zu Beginn ist der ZS als Mitteilungsorgan der SUZ, der Studentenschaft der Universität Zürich, konzipiert.
Erste und für lange Zeit einzige Redaktorin
Gut anderthalb Jahre nach seiner Gründung nimmt der ZS die erste Frau in seine Redaktion auf. Klara Stucki arbeitet von Oktober 1924 bis April 1925 für die Zeitung. Danach dauert es genau zwanzig Jahre, bis mit Ursula Hungerbühler die nächste Frau Redaktionsmitglied des ZS wird.
«Käsblatt» ZS soll abgeschafft werden
Die von Mitgliedern des Grossen Studentenrats wegen mangelnder Qualität geforderte Auflösung des ZS scheitert an einem Verfahrensfehler – es ist der erste von vielen Beinahe-Toden der Zeitung in den nächsten Jahrzehnten.
Die Rechtsradikalen übernehmen
Mit Hans Vonwyl wird ein Frontist Redaktor. Unter seinem Nachfolger Robert Tobler wird der ZS zu einem Blatt mit rechtsradikalen Inhalten.
Max Frisch wird ZS-Autor
Mit dem im ZS veröffentlichten Text «Was bin ich?» beginnt das öffentliche literarische Schaffen von Max Frisch.
Der ZS wird wieder liberaler
In der Mai-Ausgabe des wieder gemässigteren ZS erscheint erstmals der Begriff «geistige Landesverteidigung». Ein Sonderumschlag mit grossem Schweizerkreuz verweist auf die Tonlage der Zeitung, die diese bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs anstimmen wird.
Sogar Thomas Mann liest den ZS
Thomas Mann schreibt einen Leserbrief an den ZS und lobt die humorvollen Texte – auch wenn diese manchmal ins «Bierfidele abgleiten».
Zürich und St. Galler spannen zusammen
Durch eine kurzlebige Kooperation mit der verfassten Studierendenschaft der Universität St. Gallen erscheint der ZS einige Ausgaben lang als Zürcher St. Galler Student.
Hermann Burger macht Eigenwerbung im ZS
Der Student Hermann Burger skizziert in einem Beitrag im ZS ein literarisches Programm, das er später als Schriftsteller umsetzen wird. Er wird zu den exzentrischsten Figuren des Literaturbetriebs gehören.
Rechtsrutsch an der Uni, stabiler VSETH
Der Grosse Studentenrat rutscht nach rechts, ZS-Redaktor Georg Kohler wird wegen «Kommunismusverdachts» abgesetzt und vom VSETH postwendend wieder eingesetzt.
ZS gründet Vorläuferin der WoZ
das konzept wird aus der Taufe gehoben. Monatlich berichten Autorinnen und Autoren des ZS über politische Ereignisse, bald wird aber separates Personal angeworben, das exklusiv für das konzept arbeitet.
Gilgen löst die Studierendenschaft auf
Die verfasste Studierendenschaft der Universität Zürich (SUZ) wird nach langen Querelen zwischen linken und rechten Studierenden auf Betreiben des Regierungsrats unter Erziehungsdirektor Alfred Gilgen aufgelöst. Als Begründung steht die angeblich mangelnde rechtliche Grundlage für die sogenannte «Zwangmitgliedschaft».
Zürich fängt Feuer – der ZS ist dabei
Der ZS kritisiert in seiner Ausgabe vom 16. Juni unter dem Titel «Neun Minuten» das vom «heissen Machtliebhaber» Alfred Gilgen ausgesprochene Verbot des Dokumentarfilms «Züri brännt» über die Opernhauskrawalle scharf.
Der ZS will kein Mann mehr sein
Der Zürcher Student wird in Zürcher Student/in umbenannt.
Die WoZ entsteht – auf Betreiben von ZS-Leuten
Die Monatszeitung das konzept wird aufgelöst. Die konzept-Redaktion um Lotta Suter gründet die Wochenzeitung WOZ.
Wieder gehört die ZS zur politischen Vorhut
Die ZS bekennt sich kompromisslos zum ersten Frauenstreik.
Die ZS wird unabhängig!
Im Sommer zieht die Redaktion von der Leonhardstrasse 15 nach Oerlikon in die Birchstrasse 15. «Das hat den Vorteil, dass wir abseits vom Unitrubel in begrünter Umgebung entspannt unsere Zeitungen herstellen können», heisst es im Editorial von Nanette Alber.
Doch die Begeisterung währt nicht lange. Im gleichen Jahr trennen sich die Wege der ZS und die des VSETH und des Verbands der Studierenden der Universität Zürich (VSU). Unter anderem auf Betreiben von Redaktor Theodor Schmid wird der «Medien Verein ZS» quasi als Verlag für die ZS gegründet.
Jetzt ist die ZS endgültig eine Frau
Die Zürcher Student/in verliert ihren Schrägstrich und heisst fortan Zürcher Studentin. Im Jahr darauf wird das generische Femininum in der ZS eingeführt.
Im selben Jahr wird der ZS-Ableger iQ – Quartalsinfo für Uni und ETH gegründet, der bis 2006 erscheint. ZS und iQ werden zur «Experimentierwiese» für viele angehende Journalistinnen und Journalisten, welche die Schweizer Medienlandschaft bis heute prägen – unter anderem Constantin Seibt und Min Li Marti.
Die ZS hat eine Website – aber die Studis kein Internet
Die Website satan.ethz.ch ist die erste Internetpräsenz der ZS. Das Interesse daran hält sich allerdings in Grenzen, weil Internetzugänge noch nicht so verbreitet sind.
Es fehlt mal wieder die Kohle
Die ZS ist – nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal in ihrer Geschichte – in arger Geldnot. Diesmal, weil die Geschäftsleiterin des Medienvereins mutmasslich einen nicht unbeträchtlichen Geldbetrag veruntreut hat.
Die ZS in der heutigen Form entsteht
Die ZS erhält den alle Geschlechter umfassenden Namen Zeitung für Zürichs Studierende. Ein Jahr später wird sie im Zuge eines umfassenden Relaunches, bei dem iQ und ZS fusionieren, schliesslich in Zürcher Studierendenzeitung umbenannt. Diesen Namen trägt sie bis heute
Die ZS wird 100 Jahre alt!
Die ZS wird allen Widrigkeiten zum Trotz hundert Jahre alt. Die aktuelle Redaktion blickt zuversichtlich in die Zukunft – und dies zu Recht. Zum dritten Mal gewinnt die ZS den Pro Campus Presse Award und wird wie in den Jahren 2012 und 2017 zur besten Studierendenzeitung im deutschsprachigen Raum gewählt
Konzept: | Robin Bisping, Oliver Camenzind, Michael Kuratli |
Programmierung: | Robin Bisping |