Editorial #5/25

Editorial

17. November 2025

Undurchsichtig – Der 7. Oktober 2023 ist ein Datum, das sich unweigerlich in unsere Köpfe eingebrannt hat. An jenem Tag tötete die Hamas über 1’200 überwiegend israelische Zivilist*innen und nahm 255 als Geiseln. Die Reaktion Israels zählt bis heute über 65'000 bestätigte palästinensische Todesopfer. Gaza liegt in Trümmern. Die Untersuchungskommission des UNO-Menschenrechtsrats spricht von einem Genozid. 

Seitdem machen diverse Studierendenorganisationen auf die heutigen Verstrickungen der Schweizer Hochschulen im Nahostkonflikt mit Parolen wie «no tech for genocide» aufmerksam. Zumindest versuchen sie es: Veranstaltungen werden abgesagt, Protestierende verhaftet und die Gründe dafür verschleiert. 

Damit die Ereignisse nicht in den Archiven der Uni und ETH Zürich verstauben – und auch nicht dem rechtskonservativen Narrativ gewisser Medien überlassen werden – haben es sich zwei Redaktor*innen der ZS zur Aufgabe gemacht, diese in einem Zeitstrahl aufzurollen. Wir wollen aufzeigen, wie die beiden Hochschulen die letzten zwei Jahre mit pro-palästinischem Aktivismus umgegangen sind. Dafür haben wir mit studentischen Bewegungen und Organisationen gesprochen, Sitzungsprotokolle des VSUZH durchgekämmt und Zeitungsartikel abgeglichen. 

Dabei wird ersichtlich, dass ein offener und sicherer Dialog schon lange vor dem Einsatz von Tränengas und Gummischrot erschwert wurde. Bürokratie wird als Vorwand verwendet, um unangenehmen Themen aus dem Weg zu gehen. (S. 14-17) Zudem hat einer unserer Autor*innen mit der palästinensischen Studentin Kholoud Dawoud gesprochen. Sie erzählt von ihrem Aufwachsen in Gaza-Stadt, ihren Fluchterfahrungen und dem Gefühl, in einem Land wie der Schweiz – zwischen Solidaritätsbewegungen und Waffenexporten – zu leben. (S. 18)