Die Ausstellung bietet einen Einblick in die Beziehung von Thomas Mann. Bild: ETH Zürich

Thomas Manns Arbeitsplatz

Kulturspalte

9. Mai 2023

Ausstellung — Thomas Mann ist ein Name, der bei einigen Erinnerungen an die nicht enden wollenden Deutschstunden der Oberstufe weckt. Trotzdem gilt er zu Recht als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Mann, den es zeitlebens immer wieder in die Schweiz und insbesondere nach Zürich zog, war einer der produktivsten seines Faches. 

Dies ist nicht zuletzt dem Ort seines Schaffens, dem Arbeitszimmer, geschuldet. Jenes bildet den Kern der Ausstellung «Im Schreiben eingerichtet», die sich seit dem 1. März dieses Jahres, versteckt im Hauptgebäudes der ETH Zürich, besichtigen lässt.

Die Ausstellung führt von einem kurzen Einblick in die Beziehung von Thomas Mann zur ETH und in die Geschichte seines Nachlasses über die verschiedenen Stationen seines Lebens und Arbeitsalltags bis hin zum Schaffensprozess. Einen roten Faden bilden hier die zunächst unbedeutend erscheinenden alltäglichen Objekte, die die Schöpfungsstätte des Autors rund um seinen schweren antiken Mahagoni-Schreibtisch ausmachen. Ihnen wird zusammen mit Tagebucheinträgen und dem Einsatz von Fotos und Tonaufnahmen eigenes Leben eingehaucht. Dies funktioniert so gut, dass man nie das Gefühl hat, sich an Einzelheiten zu erschöpfen, selbst wenn man sich gerade mit einem scheinbar alltäglichen Ausstellungsstück wie einem Kalender beschäftigt. 

Nicht sehr gelungen ist hingegen die Anordnung der Exponate, deren Platzierung weniger den Eindruck eines rege genutzten Arbeitszimmers oder Museums als den eines Archives erweckt. Sie stehen gedrängt und etwas gleichgültig in der Mitte eines roten Würfels, der beinahe den ganzen Raum ausfüllt. Trotzdem gelingt es der Ausstellung, in weniger als einer Stunde Besuchszeit ein greifbares Bild der Person Thomas Mann zu vermitteln, das weiteres Interesse an seinem Werk weckt. In den Nachbarräumen findet sich bis zum 6. August ausserdem eine temporäre Ausstellung zu «Thomas Mann. Achtung Europa!», die das öffentliche Wirken des Erzählers sowie seine Ideen für ein modernes Europa thematisiert, die nichts an Aktualität verloren haben. Ein Besuch lohnt sich.

Über die Ausstellung

Die Dauerausstellung «Im Schreiben eingerichtet» kann im ETH-Hauptgebäude, E 43 besucht werden.