Falsche Banksys in Zürich

Kulturspalte

Linda Hess (Text und Bild)
31. März 2023

Ausstellung — Wer sich Banksys Street-Art zu Gemüte führen will, muss normalerweise weite Reisen auf sich nehmen. Diesen Frühling bringt  die Wanderausstellung «The Mystery of Banksy – A Genius Mind» in der Halle 622b den mysteriösen Strassenkünstler bis fast vor die Haustür. Gezeigt werden circa 160 Replikas seiner Werke, darunter auch Skulpturen und ein nachgebauter U-Bahn-Waggon. Die Ausstellung ist nicht autorisiert, denn Banksys Identität ist unbekannt.

Die Kuratorin Virginia Jean erklärte im Gespräch mit dieser Zeitung, sie habe die Ausstellung in Banksys Sinne konzipiert und alle möglichen Schritte unternommen, um mit ihm zu kommunizieren. Trotzdem bleibt fragwürdig, ob eine Ausstellung sinnvoll ist. Schliesslich entzieht sich Banksy bewusst der traditionellen Museumsbranche und parodiert mit seinen Werken den Kunstkommerz. Ein Beispiel dafür ist sein Bild «Girl with Balloon», das er schreddern liess, nachdem es an einer Auktion verkauft wurde. Jean ist überzeugt, dass Banksy selbst Kommerz im grossen Stil betreibe, uns aber zeige, wie das richtig geht.

Weil er dem Spital von Southampton ein Bild spendete, welches später versteigert wurde, stehen dem britischen Gesundheitssystem nun etwa 20 Millionen Schweizer Franken mehr zur Verfügung. «Er zeigt uns, dass Geld an sich nichts Schlechtes ist», sagt Jean. «Die Frage ist nur, was man damit macht.» Deshalb werden 50 Rappen pro verkauftem Ticket an Banksys Flüchtlingsprojekt gespendet. Das wird Banksy wohl kaum zufriedenstellen. Denn auf seiner Website steht, dass er den nicht-autorisierten Gebrauch seiner Kunst nur für Non-Profit-Aktivismus gutheisst. Von «ganz in Banksys Sinne» kann also nicht die Rede sein.

Auch die Ausstellung kann diese Kritikpunkte nicht aufwiegen. Die Replikas sind zwar eindrucksvoll und wichtigen politischen Themen wird viel Raum gegeben, doch es fehlt die Authentizität, die Street-Art besonders macht. Zudem wird der Besuch von den Audios zweier Videoinstallationen gestört, die in fast allen Räumen laut zu hören sind. Noise-Cancelling-Kopfhörer wären von Vorteil.

Über die Ausstellung

«The Mistery of Banksy» kann bis am 31. Mai in der Halle 622b besucht werden.