Kupfer, Karton, Skateboard

Kulturspalte

Jon Maurer (Text) und Una Rusca (Bild)
28. Oktober 2022

Ausstellung — In einem dunklen Raum des Nordamerika Native Museums (NONAM) erzählen drei Künstler, wie Verträge ihr Leben prägen. Barry Ace, Frank Shebageget und Michael Belmore gehören alle drei den Anishinaabe an, einer indigenen Ethnie, die im heutigen Kanada lebt.

Was die europäischen Einwander*innen den Anishinaabe anboten, nennen diese «Waawiindamaw»: Vertrag und Versprechen. Verträge, die mündlich anders klangen als auf Papier. Verträge, die Versprechungen machten, auf welche kein Verlass war. Alles drehte sich dabei um Land und Ressourcen. Beispielsweise um Kupfer, von dem es rund um den Lake Superior, ein Siedlungsgebiet der Anishinaabe, reiche Vorkommen gab. Michael Belmore formt daraus Objekte, die von seiner Heimat erzählen, etwa eine Platte, worin der Umriss des Lake Superiors eingebrannt ist. Kupfer als Segen und Fluch zugleich: Es erweckte die Gier der weissen Siedler*innen und zog lange, bange Verhandlungen nach sich.

Ein Resultat davon war die Umsiedlung der Anishinaabe in Reservate. Der zweite Künstler, Frank Shebageget, thematisiert das Leben in diesen abgeschiedenen Siedlungen. Dort bestimmen ungerechte Verträge noch immer den Alltag  und sorgen mit strengen Regeln für Gleichschaltung. Symbol davon ist das sogenannte «Indian Home», ein massenproduziertes Billighaus. Shebabegets Karton-Vorlagen für diese Häuser führen den Verlust der alten Kultur vor Augen. Kein Wunder, dass  die meisten Anishinaabe heute in Grossstädten leben. Diese sogenannten «Grossstadt-Indianer» stehen im Fokus von Barry Ace, dem dritten Künstler. In der Gestaltung eines Skateboards und anderer Accessoires lässt er Popkultur und Anishinaabe-Kunst verschmelzen.

Kunstliebhaber*innen sowie historisch Interessierte kommen bei der Ausstellung auf ihre Kosten. Informationstafeln erzählen die Geschichte der nordamerikanischen Kolonisation und ein Dokumentarfilm zeigt, wie der Kampf um die Rechte der Indigenen bis heute andauert. Daneben lohnt sich auch die Dauerausstellung, in der sich zahlreiche Artefakte nordamerikanischer Kulturen bewundern lassen. Beim Verlassen des NONAMs hallen die Werke der drei Künstler nach.

Die Ausstellung «Waawiindamaw» kann noch bis zum 27. November im NONAM besucht werden.