Monotone Skurrilität

Bildbox

29. September 2023

Das Abteil ist voll, Sitzplatz habe ich keinen. Die ausgedehnten, planlosen Tage der Semesterferien sind zu Ende gekommen. Rhythmus nimmt wieder Überhand. Zwischen den anderen Mitfahrenden versuche ich, einen Blick nach draussen zu erhaschen. Die Häuser ziehen im Schnelltakt vorbei, ich erkenne nichts. Also fixiere ich meinen Blick auf das gleichmässig karierte Polster des Sitzes vor mir. Alles scheint mir monoton – das Muster, der Alltag, die dunklen Morgenstunden, die Pendler.

Ich warte, bis es endlich Zeit ist und schiebe mich vorbei Richtung Ausgang. Auf dem Bahnsteig schaue ich nochmals zurück. Auf einmal verschiebt sich mein Bild. Formen und Figuren überschneiden sich. Ich sehe die alltägliche Szene in einem anderen Rahmen; meine Mitfahrenden befinden sich in einem skurrilen Kosmos, der sich verfaltet und davonfährt. Ich überlege mir, wer diese Collagen erfindet. Stelle mir vor, wie es ist, wenn der Alltag aus Planen und Bemalen von Zügen besteht. Ich denke ans Skispringen, Schnee­männerbauen und Fliegen, an komische Bräuche und überwachende Augen. Da kommt mir alles auf einmal nicht mehr so banal vor.