Eine Welt ohne… Aufputschmittel

Eine Welt ohne...

18. Mai 2021

Kontra — Wenn am Morgen der Wecker klingelt, ist eines klar: Der erste Kaffee muss bald folgen! Der leicht nussig bittere Geschmack im Gaumen verspricht einen guten Start in den Tag. Wenn er aber fehlt, wird der Morgen zur Qual, wie auch der restliche Tag. Dann schleppt sich die Zeit dahin, genau wie ich. Doch Aufputschmittel sind nicht nur als Wachmacher unentbehrlich, sie beflügeln uns in einer manchmal schnöden und langweiligen Realität. Die Pupillen weiten sich, das Blut pumpt schneller durch die Adern, man ist hier, jetzt, und lebt. Die Nacht zum Tag machen, durchtanzen, dem Alltag entschwinden; all dies wäre ohne Aufputschmittel unmöglich. Neben der Leistungsfähigkeit geht es also stark um sinnliche Erfahrungen, Ausgelassenheit, Lebendigkeit. Nicht zu vergessen sind die ganzen Kulturen, die sich um die Wachmacher gebildet haben. Man denke an die Kaffeekultur, die unsere Welt mit Vielfältigkeit und Sinn für Genuss bereichert. Gerade in eintönigen Pandemiezeiten braucht die Welt eines: den Kick! [kai]

Pro — Vor allem in den südwestlichen Teilen Europas kennt man die Siesta: Eine ausgedehnte Mittagspause inklusive Nickerchen. Ein Mittagsschläfchen füllt ausgeschöpfte Energiereserven nachhaltig auf. Ausserdem regen ein Powernap oder vergleichbare Ruhezeiten die Gedächtnisleistung an. Nun reicht der Tatendrang wieder bis in den Abend, und das ohne schlechten Vollautomaten-Espresso oder stark zuckerhaltige Energydrinks. Der Koffeinpeak ist ausserdem meist schnell erreicht. Das Einzige, was bleibt, sind ein nervöser Magen und eine umso erdrückendere Müdigkeit. Aufputschmittel machen also nicht zwingend produktiver. Der schnelle Puls und die erhöhte Atemfrequenz, Nebenwirkungen von Aufputschmittelkonsum, versetzen unseren Körper eher in Fight-or-Flight-Modus. Und seien wir ehrlich: Müdigkeit wird heutzutage als Dauerzustand akzeptiert. Anstatt auf die körperlichen Bedürfnisse einzugehen, greift man eher zum fünften Kaffee des Tages. Es ist höchste Zeit, dass man sich Zeit nimmt für Nickerchen und Verdauungsschlaf. [sum]