Die WWF geht auf die Studierenden zu. Andreas Rizzi

Wirtschaftsstudierende erreichen Umdenken

In einem offenen Brief kritisierten Studierende Lehre und Forschung der Wirtschaftsfakultät. Sie erhalten breite Unterstützung.

22. Oktober 2013

Anfang Oktober lud die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (WWF) Vertreter des Komitees, das in einem offenen Brief die Lehre und Forschung an der WWF kritisiert hatte, und den Präsidenten des Fachvereins Ökonomie (fvoec) zu einem Gespräch ein. Im Aufruf verlangten die Studierenden von der Fakultät, den gesellschaftspolitischen Auftrag der Ökonomie stärker zu vermitteln (ZS #4/13).

«Die Forderungen der Studierenden sind auch der Fakultät wichtige Anliegen», begründet Katarina Korsunsky, Kommunikationsbeauftragte der WWF, das Treffen. Aus dem Gespräch ging eine Arbeitsgruppe bestehend aus Komitee und fvoec hervor, die die Umsetzung der Forderungen nun erarbeiten soll.

Für Lukas Alig, Wirtschaftsstudent und Erstunterzeichner des offenen Briefs, zeigt dies, dass seine Mitstreitenden und er richtig liegen. Ihn freuen vor allem die vielen positiven Rückmeldungen. «Studierende, Fachleute und Privatpersonen beglückwünschen uns zu unserem Einsatz oder wollen sich direkt bei uns einbringen.» Auch WWF-Dozierende unterstützen das Anliegen. «Mich beeindruckt das Engagement der Studierenden. Ich schätze es, wenn Studierende aktiv sind und nicht nur passiv konsumieren», sagt etwa Carmen Tanner, Professorin am Institut für Banking und Finance.

Prominente Unterstützung

Mit Ulrich Thielemann hat das Komitee zudem einen profilierten Wirtschaftsethiker auf seiner Seite. Thielemann, der durch Beiträge etwa im Spiegel oder im Tages-Anzeiger einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist, bewertet dieses studentische Engagement als wichtig. «Es bedarf einer ethisch-kritischen, distanzierten Sicht auf den wettbewerblichen Markt, der immer weitere Lebensbereiche seinen sehr besonderen Massstäben unterwirft», sagt er gegenüber der ZS.

Kritiker in der Unterzahl

Es gibt auch negative Reaktionen. Besonders in Online-Foren wird an den Studierenden harsche Kritik geäussert. So schreibt etwa User «HSG» auf ZS-Online zum aufgeschalteten offenen Brief: «Da sind wohl ein paar ‹liberale› Studis einfach zu faul, um zu lernen?! Kritik riecht ganz nach linker Propaganda und Unwissenheit.»

Auch auf tagesanzeiger.ch vermuten manche der rund hundert Kommentatoren eine sozialistische Verschwörung hinter den Forderungen. Eine Durchsicht beider Foren zeigt jedoch, dass die Kritiker in der Minderheit sind.