Coming of Age
Hier berichtet unsere Sexkolumnistin aus fremden Betten über vertraute Geschehnisse.
Frühlingsgefühle – Ich komme. Ich komme auf der Seite liegend, eine Hand zwischen meinen Schenkeln, die Knie zusammengepresst, die Augen geschlossen. Als ich das erste Mal einen Orgasmus habe, liege ich in meinem Hochbett und statt meiner Hand habe ich meine Bettdecke zwischen die Beine geklemmt.
Es ist dunkel in meinem Zimmer, doch vom Flur dringen Licht und Stimmen hinein. Ich versuche, meine Hüften geräuschlos zu bewegen und halte den Atem an, wenn ich Schritte höre. Meine Hände halten die Decke umklammert, ich trau mich nicht, sie darunter gleiten zu lassen. Wenn ich mich nicht mit meinen Fingern berühre, ist es vielleicht nicht echt, denke ich. Wenn ich mich nicht mit meinen Fingern berühre, kann ich so tun, als sei es Zufall, dass ich dabei an die Sex- Tipps aus der Cosmopolitan denke, die ich vor Jahren im Flugzeug gelesen habe. Wenn ich mich nicht mit meinen Fingern berühre, bleibe ich vielleicht unberührt. Es ist nicht besonders lange her, dass ich abends in dieselbe Decke gekuschelt mit Gott geredet und um Weltfrieden gebeten habe.
Jetzt bleiben meine Gebete aus und statt an den allmächtigen Schöpfer denke ich an Männer mit gierigen Blicken und Frauen in zu kurzen Röcken. Ich weiss, dass ich viel zu jung bin für Sex – meine Mutter versteckt ihre Frauenzeitschriften mit den Sex-Tipps vor mir, ich finde sie t otzdem. Ich lese sie auf dem Boden der Speisekammer sitzend und spüre ein unsagbares Kribbeln und Jucken zwischen den Beinen, fast glaube ich, pinkeln zu müssen, aber ich weiss mittlerweile, dass das nichts ändern würde.
Ich nehme jedes Detail auf und verstehe nur die Hälfte, doch all diese unbekannten Wörter verlocken mich und ich stelle mir eine Welt voller Zauberei vor, so wie die sieben Himmel der Lust, die Scheherezade mit dem Sultan durchwandert. In der Nacht denke ich an diese Wörter und locke das Gefühl in mir hervor – ich verstehe selbst nicht, wieso ich mehr von diesem Jucken und Kribbeln will, und von diesem Verlangen, das ich nicht stillen kann, ohne es noch grösser werden zu lassen. In einer dieser Frauenzeitschriften habe ich gelesen, dass Frauen sich im Durchschnitt einmal in der Woche selbt befriedigen und Männer fast jeden Tag. Jeden Montag nehme ich mir vor, dass es das letzte Mal sein wird.