Neuer akademischer Kalender der ETH nimmt Form an
Die ETH will Prüfungsblöcke und Jahresprüfungen abschaffen und eine vorlesungsfreie Woche einführen, um die Studierenden psychisch zu entlasten – doch nicht alle Studiengänge sind zufrieden.
Für viele stellt das Studium eine hohe psychische Belastung dar. Besonders für jene, die wenige finanzielle Mittel zur Verfügung haben, unbezahlte Care-Arbeit leisten müssen oder anderweitig beansprucht sind. In einer Umfrage des VSETH «WiegETHs?» von 2019 schätzten 23 Prozent der befragten Studierenden ihre psychische Gesundheit als eher schlecht oder schwankend bis sehr schlecht ein. Gerade an der ETH lässt der dicht getaktete Terminkalender kaum Zeit für Erholung. Doch nicht nur die fehlende Ferienzeit setzt den Studierenden zu: «Der hohe Leistungsdruck liess mich glauben, dass etwas nicht stimmte, wenn ich mal nicht gestresst war. Dass man ständig die eigenen Grenzen überschreitet, wird total normalisiert», sagt Nora*, Informatikstudentin an der ETH. Mittlerweile hat Nora gelernt, besser mit Stress umzugehen. Dass Prüfungsresultate aufgrund der späten Notenkonvente erst nach Semesterstart kommuniziert werden, mache es aber unmöglich, sich zu erholen.
Die ETH hat das Problem erkannt und daraufhin eine Revision des Akademischen Kalenders angesetzt, wie diese Zeitung im März 2024 berichtete. Im August wurde die Umsetzung des PAKETH für das Jahr 2027 bestätigt. Viele Studierende begrüssen die geplante Umstrukturierung. Neben der Abschaffung der Prüfungsblöcke und Jahresprüfungen ist eine vorlesungsfreie Woche während des Semesters sowie fixe Vorbereitungs- und Prüfungsphasen vorgesehen, wobei letztere im Juli abgeschlossen sein soll. Neu werden Module in Kategorien zusammengefasst. Am Schluss zählt der Gesamtschnitt der Kategorie, wodurch Kompensationsmöglichkeiten bestehen bleiben und nicht bestandene Prüfung einzeln wiederholt werden können. Während die Interessen der Studierendenschaft beim Entwurf des neuen Kalenders in jeder Teilprojektgruppe durch den VSETH vertreten werden, hegen Studierende aus Departementen mit intensiven Projektarbeiten Bedenken.
Eva*, Architekturstudentin an der ETH, hofft, dass die Umstrukturierung an die verschiedenen Departemente angepasst wird und somit die unterschiedlichen Studienanforderungen berücksichtigt werden: «Der Entwurf ist zeitintensiv und kostet uns viel Energie. Den Vorlesungen kann daher während des Semesters wenig Achtung geschenkt werden. Diese müssen in den Semesterferien nachgeholt werden. Die Lernphase direkt nach den Entwurfspräsentationen anzusetzen, wäre viel zu streng.» Barbara Koch-Kiennast, Bereichsleiterin des Beratungs- und Coachingzentrums der ETH, kann die Bedenken der Studierenden nachvollziehen. Sie beteuert aber, «dass alles daran gesetzt worden ist, die heutige Situation für die Studierenden zu verbessern.» So werde auch der Workload mittels Umfragen reevaluiert, um diesen besser verteilen zu können. Genaueres dazu ist jedoch noch nicht bekannt. Mit detaillierten Informationen sei ab Mitte April zu rechnen.
*Name von der Redaktion geändert