Lichtflecken
Wir schliessen unsere Augen und strecken unsere Gesichter der Sonne entgegen. Ich rümpfe die Nase. Manchmal muss ich niesen, wenn ich zu fest in die Sonne schaue, wie nach dem ersten Schluck Grapefruitsaft oder ganz dunkler Schokolade. Gelborangene Flecken beginnen auf unseren Lidern wie auf einer Leinwand herumzuschweben. Wie diese vorprogrammierten Bildschirmschoner, nur ziemlich viel schöner. Du meinst, das ist mehr als die Sonne? Ein Gefühl gehört dazu, findest du nicht? Wie Wolken, die unter den Augenlidern kitzeln? Oder ein sanftes Schwirren unter der Haut.
Ein leichtes Schwindelgefühl packt mich. Die Flecken beginnen ihre Form zu verändern, werden grösser, überlappen und zerfliessen zu grossen Pfützen aus Sonnenlicht. Ich versuche zögernd, die Farbe meiner Flecken zu beschreiben, verfange mich aber in meinen eigenen Worten. Mir fällt auf, dass sich die Flecken nicht mit Worten bändigen lassen wollen; kaum fällt mir ein annähernd passender Vergleich ein, beginnt sich die Farbe zu verändern. Von gelbweiss zu rostbraun-orange. Die Realität verschwimmt und bildet sich neu. Ein bisschen kommt mir das Ganze vor wie das Schattenspiel im Höhlengleichnis, nur in unseren Augenhöhlen. Unsere dünnen Lider beginnen zu flattern, während wir leise und von der Sonne angetrunken über unsere Verträumtheit lachen. Vorhänge, hinter denen wir uns wohlfühlen, während die Welt draussen für einen Moment ausgeblendet ist. Dann reiben wir uns heftig die Augen. Ein bisschen flimmert’s noch, während wir uns wieder hinaus ins grelle Licht werfen.