Nicht nur der Turm des ehemaligen Fernheizwerks ist über die Jahre stark gewachsen.

Ich war noch niemals ... auf dem Dach des Maschinenlabors

Linn Stählin (Text und Foto)
26. Februar 2024

Die ETH und die Uni flechten sich tief ins Stadtgewebe ein. In Hottingen glänzen zahllose blaue Uni-Plaketten an den Häusern. Die ETH baut, ob am Gloriarank, an der Haldenegg oder am Hönggerberg. Nicht nur in der Stadt sind die beiden Hochschulen gut vertreten. Die Uni besitzt zwei Häuser mit Seeanstoss, die ETH neben einer Event-Villa am Zürichberg auch eine Alp und mehrere Höfe. Das Hochschul-Universum zieht sich also nicht nur durch endlose Gänge, Büros und Abstellkammern, sondern auch durch grüne Wiesen, Gewächshäuser und Kuhställe. Konfrontiert mit so vielen Orten, an denen ich noch nie war, entscheide ich mich, im Zentrum zu beginnen. Ich kenne mein Ziel nur von einer Fotografie. Es handelt sich um die Dach- terrasse des Maschinenlabors, gebaut von Otto Salvisberg im Zug der Moderne – weisse Kittel über den Dächern von Zürich. Das Sinnbild des Fortschritts mitten in der Stadt.

Ich brauche mehrere Anläufe, bis ich mein Ziel erreiche. Beim ersten lande ich im falschen Gebäude, beim zweiten werde ich wegen fehlender Registrierung weggewisen. Seit der Sanierung befindet sich im Gebäude nämlich das «Student Project House», eine umfangreiche Werkstatt, zugänglich für alle ETH-Angehörigen. Ausgerüstet mit Legi, schaffe ich es beim dritten Mal endlich an mein Ziel. Oben angekommen schaue ich mich enttäuscht und fasziniert zugleich um. Dank der vielen Anbauten und Renovationen ist von der Dachterrasse nicht mehr viel übrig.

Ein Pavillon mit Küche und Lounge nimmt einen grossen Teil ein.  Anstelle der schlichten Fenster und des freien Grundrisses Sofas, Dreifachverglasung und Neonschild: «Think Outside the Box». Die Häuser rundum sind seit den Dreissigern stark gewachsen. Nicht mehr über der Stadt, sondern mittendrin, statt weissen Kitteln viel Farbe. Der ehemalige Fernheizturm zeigt mir, dass ich doch am richtigen Ort bin. Nach einer Pause in der Sonne spaziere ich durch die beiden Hauptgebäude vorbei am Unikindergarten zurück zur blauen Plakette der Redaktion. Rückkehrpotential: Für die Nähmaschinen und 3D-Drucker unbedingt, für die Dachterrasse halte ich mich lieber ans ETH-Bildarchiv.