Wolken über der Uni: Die Kritik des VSUZH wirft ein schlechtes Licht auf die Zürcher Hochschule.

Studierende kritisieren Uni Zürich für ihren Umgang mit dem Israel-Palästina-Konflikt

Klare Ansage der Studierenden an die Uni: Es gebe an der Hochschule derzeit keinen offenen Diskurs zu den Geschehnissen im Nahen Osten. Stattdessen werde ein bedrückendes Klima des Schweigens kultiviert.

Kai Vogt (Text und Bild)
14. Dezember 2023

In einem offenen Brief moniert der Verband der Studierenden der Uni Zürich (VSUZH), dass die Hochschule intransparent und unpräzise mit der Situation in Israel und Palästina umgehe. «Die Universität Zürich ist derzeit kein Ort für einen offenen und sicheren Diskurs zu den Geschehnissen in Israel und Palästina», schreibt der VSUZH.

Die scharfe Kritik des Verbands kommt nicht etwa vom Vorstand, sondern gleich vom 70-köpfigen Rat des VSUZH. Ein zentraler Punkt in seiner Stellungnahme, die Anfang Woche publiziert wurde, bezieht sich auf eine Veranstaltung vom 12. Oktober, wobei das Zentrum für Krisenkompetenz der Uni zu einem «Crisis Conference Call» mit einer Expertin geladen hat. Thema: Das Attentat der Terrororganisation Hamas in Israel und seine Folgen. Ein Tag später wurde die Veranstaltung wieder abgesagt. Zudem wurden jegliche Informationen mitsamt Internetseiten und Verweisen auf die Veranstaltung unkommentiert gelöscht. Ebenso wurde die Stellungnahme zur Absage der Veranstaltung kurz nach der Veröffentlichung entfernt.

Mehr konstruktive Diskussionen gefordert

Diese Vorgehensweise würde die Studierenden verunsichern und führe zur Wahrnehmung, dass die Uni Zürich vorlebe und lehre, bei kritischen Fragen lieber zu schweigen, so der VSUZH. Felix Ritzi, Co-Präsident des VSUZH, konkretisiert: «Die Uni soll die Debatte über solche Konflikte fördern. Sie muss dabei nicht politisch Stellung beziehen, aber soll eine Plattform schaffen, wo Expert*innen diskutieren können.» Schliesslich habe man auch zum Krieg in der Ukraine viele Events organisiert. «Und nur weil es jetzt heikler ist und es in der westlichen Welt geteilte Meinungen dazu gibt, heisst das nicht, dass es an der Uni keine konstruktiven Diskussionen dazu geben soll», so Ritzi.

Bereits zu reden gab eine angekündigte Kundgebung und Diskussion der marxistischen Gruppierung «Der Funke» Mitte Oktober. Damals sorgte die Gruppierung mit Plakaten für Furore, auf denen der Schriftzug «Solidarität mit Palästina. Intifada bis zum Sieg» zu lesen war. Titel der Veranstaltung: «Was können Kommunisten tun, um Palästina zu befreien?». Darauf reagierte die Uni schnell mit einem Verbot mit der Begründung, man toleriere keinen Aufruf zur Gewalt.

Auch der VSUZH distanziert sich vom Vorgehen des «Funkens» und unterstützt die Uni in ihrer Entscheidung, die Veranstaltung zu verbieten. Wo genau liegt hier aber die Grenze? Für Ritzi ist klar: «Sobald es bei Veranstaltungen in Richtung Antisemitismus oder Gewaltaufrufe geht, ist es nicht in Ordnung. Das Definieren dieser Grenze ist aber Entscheidungssache der Uni. Das Wichtigste ist, diese klar und präzise zu begründen. Hier muss sich die Uni verbessern».

Die Zürcher Hochschule müsse bei Stellungnahmen den politischen Kontext kontinuierlich, informiert und gründlich prüfen sowie den Kontext bisheriger Stellungnahmen reflektieren, fordert der Verband. Auf der Website der Uni findet sich derweil ein kurzer Beitrag zum Konflikt, in dem der Terror-Angriff der Hamas verurteilt und Werte wie Vielfalt, Toleranz und ein fried­liches Zusammen­leben betont werden. Auf die Fragen der ZS wollte die Kommunikationsabteilung der Uni keine Antwort geben. Zuerst werde man dem VSUZH antworten, einen Termin für die Antwort gebe es noch nicht.