«Weder Karriere noch reichen Mann, wir wollen den Sturz des Patriarchats» heisst es auf dem Transparent der Besetzer*innen.

Feministisches Hochschulkollektiv besetzt Uni-Hörsaal

Am Montag demonstrierten Student*innen für gleichstellungspolitische Anliegen vor der Uni und haben anschliessend einen Hörsaal besetzt. Die Uni toleriert die Aktion vorerst.

Kai Vogt (Text und Bild)
15. Mai 2023

«UZH, hahaha, Bildig isch für alli da!» skandierte am Montagmorgen ein Demonstrationszug von etwa 50 Personen, der sich auf der Rämistrasse Richtung Hauptgebäude der Uni Zürich bewegte. Auf dem Transparent hiess es: «Weder Karriere noch reichen Mann, wir wollen den Sturz des Patriarchats». Bei der demonstrierenden Gruppe handelte es sich um das feministische Hochschulkollektiv, das bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag einen Raum im Unigebäude KAB an der Kantonsschulstrasse besetzt hatte. Nach der Demonstration wurde ein Hörsaal im Hauptgebäude in Beschlag genommen. Dort wollen die Student*innen nun vorerst bleiben, respektive mindestens die Nacht von Montag auf Dienstag verbringen.  

«Wir nehmen uns den Raum, der uns zusteht», heisst es in einem Statement des Kollektivs. Die Gruppe fordert, dass Bildung für alle zugänglich wird und «Safer Spaces» für FLINTA- und andere von Diskriminierung betroffene Personen an der Uni eingerichtet werden. Die Besetzung solle ein Ort sein, um weitere Kritik zu sammeln und sich zu organisieren. Dafür stellten die Student*innen für Montag ein dichtes Programm zusammen. So gab es etwa mehrere Plena und eine Lesung von Natalia Widla aus ihrem Buch «Hast du Nein gesagt?», das vom Umgang mit sexualisierter Gewalt handelt.

Der Rektor war vor Ort

Mit der Uni haben die Besetzer*innen im Vorfeld nicht kommuniziert: «Die Besetzung soll auch stören und Präsenz markieren», sagen zwei Vertreter*innen des Kollektivs. Auf Anfrage meint die Medienstelle der Uni, dass die Besetzung im Moment noch toleriert werde. Man beobachte die Lage und entscheide je nach weiterem Verlauf. Zudem sei Michael Schaepman, der Rektor der Uni, am Montagmorgen mit den Besetzer*innen in Kontakt gestanden. Er habe in Aussicht gestellt, dass allfällige Forderungen aus der Aktion zur weiteren Diskussion vorgetragen werden könnten. Laut der Uni sei der universitäre Betrieb durch die Aktion bis anhin nicht nachhaltig gestört worden. Wie lange die Besetzung durch das feministische Hochschulkollektiv anhalten soll, ist unklar.

Bereits vor einer Woche wurden Räume der Uni Basel von der Klimabewegung «End Fossil» besetzt. Und auch in Wien, Berlin und anderen europäischen Städten haben Studierende in den letzten Monaten Hörsäle für ihre politischen Anliegen eingenommen. An der Uni Zürich fand die letzte feministische Besetzung 2019 statt. Damals stand die Aktion im Zeichen des internationalen Frauentags.