Krieg und Glamour
Ausstellung — Im Toni-Areal wird das Lebenswerk der Fotografin Elizabeth «Lee» Miller gezeigt. Ein frühes Oben-ohne-Selbstporträt der 1907 geborenen Miller lässt erahnen, dass sie bereits in jungen Jahren kaum Tabus kannte. Nach einer Zeit als Model entdeckte sie ihre Rolle hinter der Kamera und lichtete selbst junge Frauen für die Vogue ab. Diese Fotos, die zu Beginn ihrer Karriere als Berufsfotografin entstanden, zeigen keine besondere Originalität, verdeutlichen aber ihren meisterhaften Umgang mit Licht und ihr Gespür für Ästhetik.
Die Ausstellung ist farblich und räumlich um die prägendsten Lebensphasen der berühmten Fotografin strukturiert, so lassen sich die stilistischen und ästhetischen Übergänge der Künstlerin verstehen. Als Muse des Künstlers Man Ray in den 1930er-Jahren bewegte sich Lee Miller im surrealistischen Milieu und fand einen Stil, dem sie während ihrer gesamten Karriere folgte. Highlights sind zum Beispiel ein solarisiertes Foto von Méret Oppenheim oder ein Diptychon, ein Plattenpaar, auf dem zwei bei Operationen abgeschnittene Brüste dargestellt sind, eines von vielen Motiven in ihrem Werk, das die Rolle der Frau aufgreift.
1942 wurde Miller offiziell als Kriegsberichterstatterin für die US-Armee akkreditiert. In einer eminent männlichen Welt gelang es ihr so, sich einen Namen zu machen. Ihre Kriegsfotografien dokumentieren das Grauen, den Tod und das Leid, die den Krieg umgaben, ungefiltert und hautnah. Nach der Befreiung reiste sie als eine der ersten in die KZs. Die Bilder sind folglich schockierend und an der Ausstellung zu Recht abgeschirmt. Gleichzeitig versuchte sie, in diesen schweren Zeiten einen Hauch von Glamour und Weiblichkeit am Leben zu halten, und machte weiterhin Modefotos. Die Kombination von Krieg und Schönheit bildet einen aufwühlenden Kontrast.
Die Ausstellung lohnt sich. Millers Faszination für Licht und Dunkel zeigt sich in ihren Werken in phänomenaler Ästhetik. Durch die Vielfalt an Medien, wie Video und Podcast, werden die Besucher*innen eingebunden, was die Fotografin nicht nur durch ihre Bilder fassbar macht.