Ein neuer Rat ist gefragt
Bei den VSUZH-Ratswahlen tritt erstmals die GLP-nahe Fraktion Liberale Ökologische Studierende an. Parteipolitik an der Uni ist aber nicht erlaubt.
Es ist Superwahljahr in der Schweiz. Mehrere Kantone erneuern ihre Parlamente, im Herbst sind National- und Ständerat dran und im Dezember folgt der Bundesrat. Auch an der Uni Zürich finden Wahlen statt: Das Parlament des VSUZH, der VSUZH-Rat, wird alle zwei Jahre neu gewählt – diesen April ist es wieder soweit. Alle Studierenden sind aufgerufen, online an den Wahlen teilzunehmen. Elf Fraktionen buhlen um die Gunst der Studis, darunter auch die neu gegründeten Liberalen Ökologischen Studierenden (LÖS). Furkan Oguz, Mitinitiator der neuen Fraktion, will mehr motivierte Stimmen in den Rat holen: «An fast jeder Ratssitzung müssen wir die Kommissionen neu bestimmen, weil es einfach zu wenige Leute gibt. Zudem brauchen wir eine neue studentische Organisation, die vermehrt über bestehende Fachvereinsgrenzen hinwegdenkt.»
Grünliberal, aber nicht parteigebunden
Furkan sitzt momentan für den Fachverein Oekonomie im VSUZH-Rat. Dort will er nach den Wahlen austreten, der Fachvereinsgrenzen wegen: «Die Fraktion ist nur für Wirtschaftsstudis offen. Als Studiverband soll man aber studentisch denken, also auch für andere.» Das treffe nicht nur auf den Fachverein Oekonomie zu, sondern auch auf andere Organisationen. Ausserdem gäbe es im VSUZH generell viele Leute, die kaum aktiv seien. Gemeinsam mit elf anderen Personen auf der Liste der LÖS fordert Furkan zum Beispiel, dass die Menüs in der veganen Mensa billiger werden. Auch das studentische Angebot soll ausgebaut werden: «An der Uni Zürich herrscht Lernplatzmangel. Mit längeren Öffnungszeiten wollen wir dem entgegenwirken», so Furkan.
Der Wirtschaftsstudent politisiert nicht nur an der Uni, er ist auch Mitglied der Jungen Grünliberalen Partei des Kantons Zürich. Dass jetzt parteipolitische Machtkämpfe im VSUZH-Rat ausbrechen, glaubt er aber nicht: «Klar, ich bin grünliberal und unser Name lockt gewisse Leute an, aber nicht alle von uns sind bei der GLP. In erster Linie sind wir eine Gruppe, die liberal und ökologisch denkt.»
«Bildungspolitik ist eine Welt für sich»
Isaias Moser, Co-Präsident des VSUZH, zeigt sich offen für neue Kräfte im Rat: «Grundsätzlich freuen wir uns immer, wenn neue Fraktionen antreten.»
Allerdings habe es zuerst Probleme mit dem Namen der Fraktion gegeben. Denn ein klarer Bezug zu einer politischen Partei sei nicht erlaubt, die LÖS hätten sich also nicht «grünliberal» nennen dürfen. «Die Uni ist parteipolitisch neutral», erklärt Polina Pokrovskaya, die den VSUZH mit Isaias präsidiert. Sie begrüsse es auch persönlich nicht, wenn Parteien als Fraktionen auftreten würden: «Bildungspolitik ist eine Welt für sich, die nicht mit der täglichen Politik vermischt werden sollte.» Dabei spiele auch die finanzielle Unterstützung eine Rolle, sagt Isaias: «Wir wollen nicht, dass die Fraktionen mit Geld aus verschiedenen Parteien zugedeckt werden.»
Die LÖS sind nicht die einzigen Neuen auf den Listen für die Ratswahlen. So kandidieren auch die Studentische Interessengemeinschaft Medizin (SIM) und die Fraktion Vorwärts! erstmals. Sie werden komplettiert von den Listen der kritischen Politik (kriPo), der Studentischen Interessengemeinschaft Recht (SI Recht), der Interessengemeinschaft Oerlikon (IGOR), der Interessengemeinschaft Irchel (IGI), des Fachvereins Jus (FV Jus), der filo sowie der Liste des Fachvereins Oekonomie.