Editorial #3/16
Freiheit — Für diese Ausgabe haben wir unabhängige Studierendenzeitungen auf der ganzen Welt gebeten, uns aus dem Alltag an ihren Unis zu berichten. Die Bilanz ist erschreckend: Ich lese von Journalismus, der wortwörtlich ums Überleben kämpft (Querétaro, S. 20), korrupten Machthabern, die jegliche Meinungsfreiheit unterdrücken (Kairo, S. 18–19), vom Ausverkauf des Staates (Tel Aviv, S. 22–23), von Klassen- und Kastenkämpfen um Bildung (New Delhi, S. 21) und der Angst vor dem Terror, der in eine heile Welt einbricht (Paris, S. 16–17).
Aus Berlin (S. 17) hingegen berichtet man uns, was wir von unserer eigenen Uni nur zu gut kennen: die lähmende Entpolitisierung der Studierenden. Das ist ja auch verständlich, wenn die grössten Probleme, die man an mitteleuropäischen Unis hat, die Abschaffung der kleinen Nebenfächer (S. 6–7) und die Bestrafung von Langzeitstudierenden (S. 9) sind. Neben den existenziellen Problemen unserer Schreibgäste wirkt das kleinlich.
Doch unser Blick über den Tellerrand hat mir gezeigt, dass hinter diesen – auf den ersten Blick kaum vergleichbaren – Problemen dasselbe steckt, in verschiedenen Massstäben: der Kampf für Freiheit und Gleichheit; gegen Raffgier, Sparmassnahmen, Privatisierungen und Korruption.
Was mir diese Ausgabe auch wieder einmal gezeigt hat: Wir können froh sein, nicht unter Lebensgefahr studieren zu müssen. Und zwar, welches Fach wir wollen und solange wir wollen – zu einem Preis, der fast für alle erschwinglich ist. Sorgen wir dafür, dass das so bleibt.
Michael Kuratli, Redaktionsleiter