Thementhese: Pornoooh!
Zu viel
Mehr, härter, lauter, schmutziger – wir wollen, was wir sehen. Bis es von allem zu viel wird: zu viel Sexismus, zu viele Stereotype, zu viel Künstlichkeit, zu viel Erniedrigung.
Aber Pornographie ist vor allem auch ein Zuviel der Tabuisierung, und das ist erst das eigentliche Problem: Über Pornographie lässt sich streiten – zweifelsohne –, aber es wird noch nicht einmal darüber diskutiert. Höchstens gekichert. Und so kommt es, dass sich die Suggestionen der Porno-graphie unreflektiert und unbesprochen in die Hinterhöfe unseres Bewusstseins einschleichen und dort unbehelligt ihr Unwesen treiben; unsere Körper- und Rollenbilder und überhaupt unser Verhältnis zu Erotik und Sex korrumpieren. Dabei ist Sex viel zu schön und viel zu wichtig, um ihn uns von billigen Websites kaputtmachen zu lassen.
Leute: Wir müssen reden. Über zweifelhafte Sexfilme, die miesen Umstände, unter denen sie gemacht werden, und das schlechte Selbstvertrauen, das wir ihretwegen haben. Es gilt, einen Weg zu finden, die Verklemmtheit hinter uns zu lassen
und vernünftig mit Pornographie umzugehen. Abschaffen wollen und können wir sie nämlich bestimmt nicht. Höchstens das Tabu, das aus ihr gemacht wird.
Oliver Camenzind (Text) und Eva Lanter (Bild)