Selina Kallen

Studium des Glaubens

Die Theologen haben die Uni mitgegründet. Wo steht die Fakultät heute?

29. Februar 2016

Theologie – ein Fach für Männer?

Durchaus nicht. Zürich gehörte in Europa zu den ersten Universitäten, die Frauen zum Studium zuliessen. Dies war ab 1866 möglich, aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich 1908 die erste Frau an der Theologischen Fakultät einschrieb.

Im Jahr 2012 waren zwei Drittel der Immatrikulierten an der Theologischen Fakultät Frauen. Bei den Doktorierenden lag der Frauenanteil noch bei 42 Prozent. Massiv niedriger ist der Frauenanteil bei Professuren. Er liegt bei nur gerade 17 Prozent.

Alles Priester oder was?

Nein. Nur etwas mehr als ein Drittel der Abgängerinnen und Abgänger der Theologischen Fakultät tritt in den kirchlichen Dienst ein. Etwa 40 Prozent unterrichten nach dem Studium an Schulen oder Hochschulen. Der Rest verteilt sich auf verschiedenste Wirtschaftszweige.

Welche Hauptfächer bietet die Theologische Fakultät an?

Es werden zwei Bachelorstudiengänge angeboten: Theologie und die sich zunehmender Beliebtheit erfreuenden Religionswissenschaften. Darüber hinaus können im Master Antikes Judentum sowie Religion, Wirtschaft und Politik studiert werden.

Abgefahrener ist das Studienangebot im Nebenfach. Hier gibt es Fächer wie etwa altorientalische Religionsgeschichte, Bibelwissenschaften oder Hermeneutik.

Wie unterscheiden sich Theologie und Religionswissenschaften?

Das Studium der Theologie beschäftigt sich in Zürich primär mit der reformierten Glaubenslehre, Kirchengeschichte und der Bibelexegese. Die Religionswissenschaften arbeiten mit historischen oder sozialwissenschaftlichen Ansätzen und widmen sich den Wertesystemen aller Glaubensrichtungen sowie deren historischen Entwicklungen und Einbettung in die gegenwärtige Gesellschaft.

Wie ist es um das Interesse an universitärer Theologie bestellt?

Der Anteil Studierender, die an der Theologischen Fakultät eingeschrieben sind, hat seit der Gründung der Universität Zürich stetig abgenommen. So machten im ersten Wintersemester 1833/1834 die 16 auszubildenden Theologen knapp zehn Prozent aller Immatrikulierten aus. Im letzten Semester waren es 334 Personen, die sich einem theologischen Fach widmeten, was etwas mehr als einem Prozent aller Studierenden entspricht. Analog dazu erhält die kleinste der sieben Fakultäten ungefähr ein Prozent des Gesamtbudgets.

Wusstest du schon?

Anfang der 1930er Jahre gab es seitens einer marxistischen Studentengruppe Bestrebungen, die Theologische Fakultät abzuschaffen und stattdessen einen Lehrstuhl für Marxismus einzurichten.

Die Theologische Fakultät vergibt regelmässig die Ehrendoktorwürde. Unter den Geehrten findet sich seit 1983 auch Friedrich Dürrenmatt.

Im Januar dieses Jahres ist im Theologischen Verlag ein Buch von Professor Konrad Schmid mit dem Titel «Die Theologische Fakultät der Universität Zürich» erschienen. Viele der hier genannten Informationen wurden daraus entnommen.