Zürcher Studierendenzeitung

Ada, die ehemalige und allseits beliebte Lateinlehrerin, liegt im Sterben. Sie selbst ahnt davon allerdings nichts – ihre Kinder Margherita und Giovanni schon. Während Giovanni seinen Job kündigt, um sich nur noch um seine Mutter zu kümmern, muss sich Margherita als Regisseurin mit ihrem neusten Filmprojekt beweisen. Und als wäre das Thema ihres Films – Entlassungen und Arbeiterstreiks in einer Fabrik – nicht schon herausfordernd genug, muss sie auch noch die Launen des aus Amerika eingeflogenen Hauptdarstellers (gespielt von John Turturro) aushalten. Zwischen Filmset, Spital und einer pubertierenden Tochter versucht Margherita, die Fäden in ihrem Leben in der Hand zu behalten.

Die Szenen mit überforderten Assistenten und dem divenhaften Schauspieler am Set brechen den melancholischen Grundton des Films, ohne ihn ganz zu vertreiben. Es ist vor allem Nanni Morrettis Gespür für Situationskomik zu verdanken, dass der Film nicht zu einem Trauerspiel wird. Besonders beeindruckt dabei Margherita Buy als Margherita: Authentisch spielt sie die überforderte Mutter eines Teenagers, die verzweifelte Tochter, die um Anerkennung kämpfende Regisseurin.

Morettis preisgekrönte Tragikomödie trifft einen wunden Punkt: Wie reagiere ich, wenn «mia madre», meine Mutter, im Sterben liegt? Das eigene Leben hintanstellen, wie Giovanni es macht? Oder eher den Weg von Margherita einschlagen und versuchen, alles unter einen Hut zu bringen und niemandem seinen Kummer zu offenbaren? Was «Mia Madre» ausmacht, ist, dass der Film nicht moralisiert. Ehrlich und echt zeigt er die Beziehungen zwischen Mutter, Tochter und Enkelin. So mischen sich am Ende die Tränen und das Lachen – wie es sich für eine gelungene Tragikomödie gehört.