Unitär: Rezept zum Glück

23. Februar 2015

Rezept zum Glück — Koch hätte ich werden sollen, denke ich mir manchmal, wenn ich zu viel Zeit habe, alles zu hinterfragen. Doch wahrscheinlich wäre mir das Grübeln auch dann nicht vergangen. Denn Weltschmerz ist keine exklusiv akade-mische Krankheit. Schliesslich sind wir nach Gramsci alle Intellektuelle. Was er damit meint,

ist dass wir alle manchmal intellektuell sind, aber nicht alle in der sozialen Form des Intellektuellen leben – wie beispielsweise Akademiker. Genauso, wie wir alle mal kochen, deshalb aber noch lange keine Köche sind.

Die Frage aber bleibt, ob ich mit weisser Schürze und fluffiger Mütze glücklicher geworden wäre. Natürlich ist das schwer zu sagen, passieren hätte schliesslich vieles können im Lauf der Jahre. Einerseits hätte ich als Koch seit zehn Jahren ein geregeltes Einkommen. Eines, das mir den bangen Moment am Bancomaten ersparen würde, wenn das System nachschaut, ob noch was auf dem Konto ist. Andererseits hätten mich die Arbeitszeiten und der Stress vielleicht zu einer Weiterbildung getrieben.

In der Hoffnung auf weniger körperliche und mehr geistige Arbeit wäre ich vermutlich wieder hinter der Schulbank gelandet – und damit am selben Ort wie jetzt. Mit dem Unterschied, dass ich einen sicheren Nebenjob hätte. Allerdings hätte es dann Lukrativeres gegeben. Informatiker hätte ich werden sollen, denke ich mir manchmal, wenn ich zu viel Zeit habe, alles zu hinterfragen …

Michael Kuratli ist fundamentaler Elitarist, glaubt an die nahende Weltrevolution der geistigen Überlegenheit und darf sich bis zu diesem glorreichen Tag hier austoben.