Telefonspiel an der Uni: richtig informiert oder nicht? Nora Gsell

Bei Anruf Fail

Nicht alle, die an der Uni das Telefon abnehmen, wissen Bescheid.

23. Februar 2015

Anna ist verzweifelt. Sie hat eine Prüfung nicht bestanden und befürchtet das Schlimmste: den Ausschluss von ihrem Wirtschaftsstudium. Denn es ist das dritte Mal, dass sie eine Prüfung verhauen hat. Mehr als drei Fehlversuche darf sich niemand leisten. Aber Anna ist sich nicht sicher, ob der dritte «Fail» schon zählt,oder ob man erst ausgeschlossen wird, wenn man diese Grenze überschreitet.

Um sich zu vergewissern, ruft sie beim Dekanat der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an und schildert ihre Situation. Die Frau am Telefon teilt ihr mit, was sie befürchtet hatte: Sie dürfe nicht weiterstudieren und müsse sich ein neues Nebenfach suchen. Das war Ende Juni letzten Jahres. Anna fordert, ihre Prüfung einsehen zu dürfen. Sie sucht nach nicht gezählten Punkten – vergeblich. Sie klärt ab, was für Rekursmöglichkeiten es geben könnte. Es sieht nicht gut aus für sie.

Falsch informiert

Als sie im Herbst den Ausschluss-Bescheid noch immer nicht in der Post hat, wird sie stutzig. Sie ruft ein zweites Mal beim Dekanat an. Dort wird ihr mitgeteilt, dass sie falsch informiert wurde. Drei Fehlversuche könne man sich leisten, nur wenn sie jetzt nochmals durchfalle, werde sie ausgeschlossen – daher dürfe sie also weiterstudieren.

Anna fühlt sich etwas doof – sie hatte den Auskünften der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät blind vertraut. Als sie ihren Freunden davon erzählt, meinen alle nur: «Typisch Anna.» Im Nachhinein sagt sie: «Ich bin mir nicht sicher, wie viele Studierende die Reglemente studieren würden, wenn einem von der Autorität der Fakultät mitgeteilt wurde, man sei ausgeschlossen.» Dazu komme, dass man im Wirtschaftsstudium sowieso darauf geeicht werde, nicht zu bestehen. Immer wieder werde gesagt, wie hoch die Durchfallquoten seien. «Bei manchen Prüfungen wissen alle: Jede und jeder Dritte in diesem Raum wird nicht bestehen.» Wenn man dann tatsächlich durchfällt, komme dies kaum als Überraschung. «Zudem muss man doch erwarten können, dass die Fakultät einen korrekt informiert, wenn man anruft», sagt Anna.

Keine Auskunft

Als die ZS bei der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät nachfragt, wie so etwas passieren konnte, wird mitgeteilt, dass aus datenschutzrechtlichen Gründen zu Einzelfällen nichts gesagt werden kann. Die Fakultät versichert jedoch, dass sie bemüht sei, «allen Studierenden eine korrekte Auskunft zu geben». Insbesondere in Bezug auf Ausschlüsse werde «sehr sorgfältig» gearbeitet. Falls im Fall von Anna eine «missverständliche mündliche Auskunft» gegeben wurde, sei dies ein Unglück – so etwas passiert laut Fakultät nur «sehr selten».

Anna ist erleichtert, ihr Studium fortsetzen zu können. Auch wenn es mühsam ist, bei der Masse an Studienordnungen und Wegleitungen den Überblick zu bewahren: Eine Durchsicht lohnt sich. Denn man weiss nie, wer das Telefon abnimmt.◊