ZFF

Springen oder nicht?

Die Dokumentation «Freifall - Eine Liebesgeschichte»der Regisseurin Mirjam von Arx hat am 26. September am Zurich Film Festival seine Weltpremiere gefeiert. Am 1. Oktober ist der Film noch einmal im Rahmen des Festivals zu sehen. Der normale Kinostart in der Deutschschweiz ist im Dezember dieses Jahres.

29. September 2014

In ihrem neusten Dokumentarfilm «Freifall – Eine Liebesgeschichte» erzählt die Regisseurin Mirjam von Arx die tragische Geschichte ihrer eigenen Liebesbeziehung zum BASE-Springer Herbert. Mirjam lernt Herbert über eine online Partnerbörse kennen, kurz bevor sie die Diagnose Brustkrebs erhält. Herbert steht ihr in dieser schweren Zeit zur Seite. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und wollen den Rest ihres Lebens zusammen verbringen. Doch nur drei Monate später stürzt Herbert bei einem BASE-Sprung zu Tode. Zusammen mit Herberts bestem Freund und BASE-Coach Andreas besucht Mirjam den Unfallort, um Antworten auf all ihre Fragen zu finden. Die zentrale Frage, die sie sich stellt, ist gleichzeitig auch die, welche dem Zuschauer nach dem Film am eindrücklichsten in Erinnerung bleibt: «Wie kann er sein Leben wegwerfen, während ich um meines kämpfe?»

Hollywoodreife Liebe

Von ihrer Liebesbeziehung besitzt Mirjam kein Filmmaterial. Schliesslich dachte sie damals nicht daran, dass daraus einmal ein Dokumentarfilm entstehen soll. Die Frau besitzt gerade mal ein Foto von sich und Herbert. Um dem Zuschauer zu erzählen, wie sie und Herbert sich kennen und lieben gelernt haben, verwendet die Regisseurin Ausschnitte aus älteren Spielfilmen. Ergänzt werden diese Bilder durch den vorgelesenen Mailwechsel zwischen Herbert und Mirjam. An der «Meet the Filmmakers»-Veranstaltung im Festivalzentrum erzählt von Arx im Gespräch, dass sie mit dem Resultat sehr zufrieden sei. Die kitschigen Filmausschnitte seien durchaus passend, denn bei ihrer Beziehung mit Herbert hätte alles auf Anhieb gepasst. Es sei manchmal wie ein Märchen gewesen.

Gänsehaut im Kino

Viele der Fallschirm- und BASE-Sprünge wurden von Herbert und seinen Freunden per Video festgehalten. Den Zuschauern lief es schon beim Anschauen der spektakulären Sprünge aus der Ego-Perspektive mehr als einmal kalt den Rücken herunter. Der Film beleuchtet viele Gesichtspunkte und Meinungen über den Extremsport. Vom Unverständnis des Fallschirmspringers bis zur Schilderung der Sucht der BASE-Springer selber kommen viele verschiedene Meinungen zur Geltung.

Wenn man am Abgrund steht

Mirjam von Arx erwähnte beim «Meet the Filmmakers» auch die überraschenden Parallelen ihrer Krankheit und dem BASE-Springen: Ihr Arzt sagte ihr vor der Operation fast dasselbe, was auch ein professioneller Australischer BASE-Jumper sagte: Geniesse das Leben. Lebe jeden Tag als ob es der letzte wäre und verschiebe nichts, was du erleben möchtest. Der Film sei durchaus metaphorisch zu verstehen, so von Arx. Jeder Mensch komme irgendwann an eine Klippe, bei der er sich fragen müsse: «Springe ich, obwohl es riskant ist? Oder gehe ich doch lieber wieder zurück?» Mirjam von Arx hat in dieser schwierigen Lebensphase gelernt, in ihrem Leben die Prioritäten richtig zu setzen und nichts mehr vor sich her zu schieben. Diese Erkenntnis will sie in ihrem eindrücklichen Film mit dem Publikum teilen. Und dies gelingt ihr hervorragend.