ZFF

Freude an Vampirpsychosen

Als Weltpremiere zeigt das 10. Zurich Film Festival die österreichische Komödie «Der Vampir auf der Couch». Auch Graf Dracula braucht einen Psychologen und wir lachen uns immerhin nicht untot.

27. September 2014

In Zeiten von blutleeren Vampirromanzen ergötzt eine triefende Komödie mit etwas Tiefgang den Geschmack des Cineasten. Regisseur David Ruehm erklärt dem Publikum in der Nocturne vor dem Film nur soviel: «Es ist eigentlich gar kein Vampirfilm!» Es ginge vor allem um Projektion und Selbsterkennung. So spielt der Film denn auch 1930 in Wien wo sich Graf Geza von Közsnöm bei Dr. Sigmund Freud höchstpersönlich aufs Sofa fläzen kann, oder eben mehr darüber schwebt.

Kein Biss

Der Graf hat jeden Biss verloren, das ewige Leben und seine Frau Elsa langweilen ihn. Er sehnt sich nach seiner ersten Geliebten Nadila, eine damals lebensdurstige Schönheit. Was ihr aber bestenfalls schmeichelnd beteuert wurde, denn da liegt da das Leid der Vampire. Sie können ihr Spiegelbild nicht betrachten, was speziell Elsa schier von innen auffrisst. Ihre letzte Hoffnung steckt sie in einen jungen Portraitmaler, welcher Freud dem Grafen ohne böse Vorahnung empfohlen hatte. Als der unglückliche Blutsauger in des Malers bildschöner Freundin auch noch die auferstandene Liebe seines Lebens sieht, beginnt der Tanz von alten, neuen und halbgewordenen Vampiren erst recht. Dabei wollen die einen das ganz spezielle im anderen sehen, die anderen dann nur noch das normale, und gewisse würden sich überhaupt gerne einmal selbst sehen.

Bissiger Humor leicht bekömmlich

Der Zuschauer sieht auf jeden Fall einen Tobias Moretti in der köstlichen Rolle des Grafen, der vornehmlich noch ein Mischgetränk aus 60% Jungfrau und 40% Tänzerin oder aber den Cognac aus dem Keller Napoleons schlürft. Überhaupt ist die flüssige Effekthascherei jedes mal wieder anderes und doch immer übertrieben, dass der Kehle meist ein glucksendes Lachen entfährt. Zudem wird kein Dracula Klischee ausgelassen, sodass Freud völlig zu Recht Abnormalitäten konstatiert. So ist der Film auch durchwegs unterhaltsam und regt vielleicht sogar noch zur Reflexion an. Am Freitag dem 3. Oktober bietet sich noch einmal die Chance einer vergnüglich, blutlüsternen Nocturne am Festival – die Mutigen essen ihr Steak zuvor blutig und ohne Beilagen.