Die Rettung für Jus-Studierende: Einfacher geht es an anderen Unis

Jus-Studierende flüchten wegen Studienreform

Bessere Betreuung, einfachere Prüfungen, weniger Druck. Schlaue Studis weichen auf andere Unis aus.

26. Februar 2014

Seit dem Herbstsemester müssen Bachelorstudierende an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät (RWF) Jahresprüfungen schreiben. Alle Fächer werden gleichzeitig geprüft. Dadurch wurde der Druck auf die Studis erhöht. Nicht alle Studierenden fügen sich der neuen Ordnung. Recherchen ergaben, dass vife Jusler einen Weg gefunden haben, sich das Leben zu erleichtern. Sie buchen einen Teil der Kurse an anderen Schweizer Unis und können so Prüfungen einzelner Fächer schon nach dem Herbstsemester absolvieren. Damit sinkt der Druck und sie können auch Fehlversuche sparen. Denn: Wer in Fribourg oder Luzern durchfällt, hat in Zürich nichts zu befürchten. Fehlversuche an anderen Schweizer Unis werden nicht angerechnet, bestätigt Caroline Gartmann, Stellvertretende Leiterin des Bereichs Lehre der RWF.

An der Uni Luzern spricht man von einem «Prüfungstourismus aus Zürich». Laut Charlotte Wolfisberg von der Studienberatung der RWF der Uni Luzern haben im letzten Semester mehr als 40 Zürcher Studis in Luzern Fächer belegt. «Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem letzten Semester». Auch Fribourg verzeichnet eine wachsende Zahl von Zürcher Studierenden, bestätigt Alexander Egger von der Dienststelle für internationale Beziehungen. Wie viele Studierende an anderen Unis Prüfungen schreiben, weiss der Dekan der RWF der Uni Zürich. Bis zum Redaktionsschluss hat er sich aber nicht dazu geäussert.

Einer der Prüfungstouristen ist Moritz. «Nachteile gibt es keine», so der Jus-Student. Er will im Sommer den Bachelor an der Uni Zürich abschliessen. Diesen Winter hat er die Wirtschaftsrechtsprüfung an der Uni Fribourg abgelegt, dank eines Mobilitätsaufenthalts. «Man muss dafür nur ein Formular ausfüllen, weiter nichts», sagt er. An der Uni Zürich hat er gleichzeitig weiterstudiert, nur für Wirtschaftsrecht ist er einmal die Woche in die Westschweiz gependelt.

Von der Studienberatung empfohlen

Auch Aylin weiss, wo es sich leicher studiert. Verraten hat es ihr die Studienberatung. Als sie fragte, wie sie ihr Studium möglichst schnell abschliessen kann, habe man ihr ein Mobilitätssemester an einer Universität, die auch im Wintersemester Prüfungen anbietet, empfohlen. Aylin recherchierte und entschied sich für Luzern, weil sie dort am meisten ECTS-Punkte holen konnte. Besteht sie alle Kurse, erhält sie 54 Punkte für das letzte Semester. Und das, obwohl die Fakultät in Zürich nur die Punkte anrechnet, welche der gleichwertige Kurs in Zürich gäbe. So hätte Aylin in Luzern für ihre Steuerrechtprüfung 6 ECTS-Punkte erhalten, in Zürich werden ihr nur 3 angerechnet. Moritz muss in Fribourg zwei Kurse absolvieren, damit ihm die Uni Zürich das Fach Wirtschaftsrecht anrechnet. Trotzdem fiel beiden das Studieren in Luzern und Fribourg leichter als in Zürich: Weniger Konkurrenzdenken unter den Studierenden, weniger überfüllte Hörsäle und geringerer Prüfungsdruck, dafür bessere und persönlichere Betreuung.

In Luzern werde weniger Stoff geprüft, die Studierenden beherrschten diesen dafür viel besser, meint Aylin. «Ich hab das Gefühl, mir im letzten Semester viel fundierteres Wissen angeeignet zu haben als in den Semestern in Zürich.» Neidisch auf die gute Erfahrung in Luzern waren die Kommilitonen von Aylin nicht. «Viele glauben, dass später nur die Prüfungen zählen, die man in Zürich abgelegt hat», sagt sie und lacht. Sie lässt sich davon nicht beeindrucken: «Ich hatte im letzten Semester ein Leben neben der Uni. Und Ende nächstes Semester habe ich einen Bachelor of Law im Sack.» ◊