Die neonfarbigen Sonnenbrillen waren überall zu sehen. Selina Hangartner

Invasion der Neon-Brillen

Vor fünf Jahren war die ZS-Reporterin das letzte Mal am Frauenfelder Openair – damals war das Gelände überfüllt mit randalierenden Kids, Wodka in PET-Flaschen und neonfarbenen Plastikbrillen. In diesem Jahr besucht sie noch einmal die Allmend und prüft, ob das Festival inzwischen erwachsen geworden ist.

10. Juli 2012

Da sind sie wieder, die neonfarbenen Sonnenbrillen. Ob Tag oder Nacht, Regen oder strahlender Sonnenschein, die Plastikgestelle sitzen am Frauenfelder Openair auf jeder zweiten, rotgebrannten Tennie-Nase. Dank den bunten Gläsern mutieren selbst brave Bürger – einer nicht repräsentativen Umfrage zufolge sonst Banker, Gärtner und Buchhalter – zu wilden Partylöwen.

Auch sonst scheint sich nicht vieles verändert zu haben: Die pubertierende Masse drückt sich johlend über das Festivalgelände, das Dosenbier gleich literweise im Gepäck. Die Müllberge türmen sich schon, bevor der erste Musiker überhaupt ans Mikro treten kann.

Letztere sind übrigens einen Lichtblick am verregneten Horizont. 50 Cent ist dank unzähligen Zugaben jeden seiner namensgebenden Pfennige wert, Nas rockt gut gelaunt und zu ungewohnt rockigen Klängen die Bühne. Wem das Kontrastprogramm lieber ist, nickt unter schützendem Zeltdach zu den Evergreens vom Wu Tang Clan und Co.

Nein, das Frauenfelder Openair ist nicht wirklich erwachsen geworden. Hip-Hop Musik ist – entgegen aller Prognosen – nicht totzukriegen. Die Generationen haben sich zwar abgelöst, geändert hat sich dabei nicht viel: Scheinbar gerade eben aus dem Ei geschlüpft, steht der Nachwuchs schon kopfwippend vor den Boxen. Natürlich mit der Neon-Sonnenbrille auf. Eines muss man den Freunden sperriger Plastikgestelle nämlich lassen: Sie bleiben ihrem Stil treu. Genau wie das grösste Hip-Hop Festival Europas auf der Frauenfelder Allmend.

Festival Hikers am Frauenfeld (Video: semestra.ch)