Maren Peter überzeugt als Herzogin Prospera. Antonio Schmandke

Sturmschirme bereithalten

Ein Sturm zieht auf auf hoher See. Im aki Theater herrscht derzeit die Gefahr, seekrank zu werden. William Shakespeares Stück «Der Sturm» wird von der Laientheatergruppe «akitiv» auf mitreissende Weise aufgeführt.

16. Mai 2012

Der Zuschauer fürchtet fast, von der Gischt etwas abzukriegen, und möchte sich am Sitznachbarn festhalten, um nicht über Bord zu kippen. Lautes Geschrei, Tumult und spärliches Licht auf hoher See lassen ein beinahe beklemmendes Gefühl aufkommen. Der Auftakt zum Theaterstück «Der Sturm» wird dessen Namen durchaus gerecht. Unter der Regie von Susanne Popp führt die Theatergruppe «akitiv» William Shakespeares letztes Stück im aki am Hirschengraben auf. Dies allerdings nicht in für unsere Ohren fremd anmutendem, poetischem Englisch sondern in spritzigem Hochdeutsch. Die Theatergruppe «akitiv» setzt sich vor allem aus Mitarbeitenden und Studierenden der ETH und der Universität Zürich zusammen und wird von der katholischen Hochschulgemeinde unterstützt.

Im 1611 uraufgeführten Stück «Der Sturm» geht es nicht nur um ein Wetterphänomen. Schnell wird klar, dass der Sturm von Geisterhand geschaffen ist und den Machenschaften der verbannten Herzogin Prospera dient (mit Inbrunst gespielt vom Maren Peter). Mithilfe des Sturms lockt sie ihre Freunde und Feinde auf eine einsame Insel, um ihren Plan, die Rückkehr nach Mailand, zu vollenden.

Die Charaktere, die in Kleingruppen über die Insel irren, werden teilweise ausgesprochen gut dargestellt. Kurzzeitig fühlt man sich wegen Trinksprüchen und Schunkelei auf ein Volksfest versetzt. Das jedoch nur, bis die Protagonisten vom Geist Ariel heimgesucht werden, der als Exekutive die Wünsche der Herzogin erfüllt.

Die Auftritte von Ariel sind gekonnt von Ton- und Lichteffekten untermalt und lassen einen das ein oder andere Mal zusammenzuckend um sich schauen. Auch das Spiel mit den Farben der Kostüme unterstreicht das märchenhafte und doch an Hitchcock-Horror erinnernde Geschehen auf der Bühne. Die knallig bunten Farben sind auf der dunkel gehaltenen Bühne äusserst gut in Szene gesetzt.

Für die schauspielerische Leistung nicht unerwähnt bleiben darf Jana Heberlein, die den Sklaven Caliban verkörpert. Der innerlich zerrissene, gequälte und stetig fluchende Sklave erinnert ab und zu an Gollum aus Herr der Ringe – und das ganz ohne in die Animations-Trickkiste zu greifen.

Shakespeares »Sturm« wird hier modern und doch originalgetreu umgesetzt und dem Publikum auf gekonnte Weise nahegebracht.

Wann: 18., 23., 25. Und 30. Mai um 20.00 Uhr, 20. und 27. Mai um 17.00 Uhr

Wo: Katholisches Akademikerhaus aki, Hirschengraben 86, 8001 Zürich

Mit: Maren Peter, Jan Hiss, Jana Heberlein, Afonso Reis, Stella Kramer, Ursula Senft, Suma Wittwer, Eva Schüler, Anja Adamov, Vittorio Finocchiaro, Johannes Lachner

Regie: Susanne Popp