ZS-Redaktor Andreas Rizzi. Patrice Siegrist

Kommentar: Wehrt euch!

Flexiblere Lösungen sind möglich, aber dafür müssen die Studierenden Druck machen.

23. November 2011

Der Ausdruck «Versteckter Numerus clausus» wird seit Einführung von Bologna inflationär verwendet. Auch von vielen Studierenden, die wir zum Thema dieses Artikels befragt haben. Doch der Uni vorzuwerfen, mit Vorverlagerungen von Leistungsnachweisen insgeheim und absichtlich für eine Reduktion der Studierendenzahlen zu sorgen, geht zu weit.

Durch diese Verlagerung entsteht jedoch eine Situation, die dem Sinn einer universitären Ausbildung widerspricht: Es bleibt kaum Zeit, sich eingehend und kritisch mit dem Stoff auseinanderzusetzen, bereits während des Semesters muss intensiv auf den Leistungsnachweis hingearbeitet werden.

Die Studierenden müssen ein Recht auf die volle Vorlesungszeit haben. Denn Verstehen, und zwar wirkliches, braucht nun einmal Zeit. Was sonst übrig bleibt, ist das Reinwürgen und Rauskotzen von Fakten, ein Hingeschluder von schriftlichen Arbeiten. Und das kann niemand ernsthaft wollen.

Auch das Argument, die Studis seien mobiler, wenn sie die Prüfungen früher schreiben, verfängt nicht. Die ETH macht vor, wie in solchen Fällen individuelle Lösungen gefunden werden können. An der Jus-Fakultät hat man das schon begriffen, aber erst auf Druck der Studierenden. Dies zeigt, dass flexiblere Lösungen machbar sind, aber auch, dass es an uns Studierenden liegt, uns einzumischen. Sonst ändert sich nichts.