Duell: Single

Sind wir nur alleine glücklich oder als Single einfach nur halb so viel Wert?

6. Mai 2011

Dafür

Glücklich sind wir nur allein. Da können Soziologen noch lange behaupten: «Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen» – von wegen! Wir lassen uns bloss auf soziale Beziehungen ein, weil wir uns selbst nicht genügen. Oder aber aus purem Egoismus. Der Gesellschaft, nicht der Gemeinschaft wegen. Wir verbinden uns nur mit anderen Individuen, weil wir wir unseren Nutzen daraus ziehen können. Vergiss den Altruismus!

Warum bitte sollte ich mich für eine andere Person aufopfern? Worin liegt der Sinn, sich von einer Beziehung abhängig zu machen – und das in einer Zeit, in der wir nullkommaplötzlich ans andere Ende der Welt jetten können. In einer Zeit, in der uns alle Möglichkeiten offen stehen und wir dem Individualismus frönen. Wer sich und seine Bedürfnisse über eine andere Person definieren muss, hat nicht seine bessere Hälfte gefunden, sondern verloren. Niemals möchte ich nur noch im Doppelpack existieren. Nichts ist nerviger als die Frage: «Kommt ihr auch?». Und wenn dann jemand alleine auftaucht, fragen alle, wo denn der Freund ist.

Am allerschlimmsten sind diejenigen Pärchen, die immer gemeinsam nach Hause gehen müssen. Was bitte soll das? Warum bloss seine eigenen Ziele und Wünsche durch den Partner verbiegen oder verwerfen lassen? Seien wir mal ehrlich, das passiert schnell, manchmal viel schneller, als einem lieb ist. Wie oft höre ich den Satz: «Ach, ich würde ja schon gerne noch einige Monate ins Ausland, aber gell, es ist halt nicht einfach, wenn man in einer Beziehung ist.» Tja, dein Pech. Wie blöd ist das denn? Entweder willst du etwas und machst es, oder du willst es nicht und lässt es bleiben. Aber dann jammere gefälligst nicht rum, sondern sei zufrieden in den vier Wänden mit deinem Partner.

Die Gefahr, in einer Beziehung in Abhängigkeit zu geraten, ist riesig. Wir lernen in der heutigen Gesellschaft kaum mehr, mit uns selbst zufrieden zu sein, uns zu lieben, aus unseren Ressourcen zu schöpfen. Überall sind Menschen und Institutionen, an die wir uns bei seelischer Unzufriedenheit wenden können. Erst wenn wir lernen, auf niemanden als uns selbst angewiesen zu sein, sind wir in der Lage, gesunde Beziehungen einzugehen. Und sich aus gemeinschaftlichen, nicht gesellschaftlichen Gründen sozial zu verbinden. Und bis dahin, Mensch, bleib lieber Single.

Dagegen

Was wäre Harry ohne Sally? Man stelle sich doch nur einmal vor, wie Brangelina ohne Angelina dastehen würde. «Br» liesse sich viel schlechter vermarkten. Und Clyde wäre ohne seine Bonnie nicht bei einem Autounfall, sondern schon viel früher bei einem seiner Coups gestorben. Zu zweit lebt (und stirbt!) es sich einfach besser. So viele Dinge gehören einfach zusammen: Eis und Waffel, Gin und Tonic, Sommer und Sonne.

Der Mensch ist auch nicht gern alleine. Und zu zweit ist man es weniger. Was gibt es schöneres, als mit der geliebten Person im blühenden Frühling die Zweisamkeit zu geniessen und dem Zirpen der Grillen zu lauschen? Zusammen die lauen Maiabende Arm in Arm auf dem Balkon zu verbringen? Können all die Dichter und Denker irren, wenn sie wie Theodor Storm schreiben: «Wer je gelebt in Liebesarmen, der kann im Leben nie verarmen»?

Zudem muss man nicht lange suchen, wenn man Intimitäten austauschen will. Es ist nicht nötig, jedes Wochenende nach jemandem zu suchen und sich zum Deppen zu machen.

Auch von einem materialistischen Standpunkt aus macht man in einer Beziehung nur Gewinn: Man bekommt garantiert mindestens zwei Mal im Jahr Geschenke und kann sich jederzeit einen Notgroschen borgen. Vorausgesetzt natürlich, die Partnerin oder der Partner kommt aus reichem Hause.

Zusammen die Zuckerwattenzeit zu geniessen und die Welt rosarot zu sehen... Nichts Schöneres! Natürlich: Liebende irren so oft. Doch welch süsses, gemeinsames Irren!

Irrsinn, das ist der Vorwurf derer, die gegen Beziehungen sind. Neider! Blender! Sie schwafeln von «Freiheit», «Selbstverwirklichung» und anderem Individualistenblödsinn. Natürlich begibt man sich in Abhängigkeit, natürlich muss man Zugeständnisse machen. Doch das hat rein gar nichts mit Selbstaufopferung zu tun.

Deshalb: Bindet euch!