Editorial #6/10

Editorial

26. November 2010

Die ZS verkommt zu einem Blatt von Selbstdarstellern. Wir streichen allen unseren Senf (S. 21) unter die Nase und nötigen eine Freie Mitarbeiterin dazu bei einer unserer Produktionswochen mitzumachen (S. 28). Hier treibe ich es auf die Spitze: Als Möchtegern-Köppel darf ich im Editorial mein Antlitz nicht fehlen lassen. Diese Ego-Show passt vielen nicht. Die Stimmung in der Redaktion ist miserabel. Die Ersten verlassen das sinkende Schiff.

Da wäre einmal Steven Goodman. In den letzten Jahren sah er viele Gesichter kommen und gehen, und sein eigenes wurde dabei immer älter. In meiner ersten Ausgabe gab er mir noch Tipps fürs Studium (ZS #4 / 08) – jetzt habe ich ihn rausgeekelt.

Joel Bedetti fürchtete sich so sehr vor Redaktionssitzungen, dass er regelmässig zu spät kam. Sein Abschied folgt in Raten. Erst präsentiert er uns noch seine Weihnachtsgeschichte (S. 18), dann reist er für seine grösste ZS-Story nach Deutschland. Aber für mehr fehlt ihm die Kraft.

Mirjam Sidler kann nicht Nein sagen. Lange Zeit hat sie bloss die Faust im Sack gemacht, als ich ihr die langweiligen unipolitischen Themen unterjubelte. «Wenn das wirklich Journalismus ist, mache ich eine akademische Karriere», hat sie gesagt. Nun kann sie den Studierenden vorschreiben, was sie zu lesen haben.

Es gibt kaum eine gutmütigere Seele als unseren Kassier, Roman Wild. Doch als ich ihn zum wiederholten Mal ruppig anfuhr, weil wir kein Geld haben, ist er ausgerastet. Er hat gebrüllt, gestampft und warf alles an die Wand, was ihm in die Hände kam. So zerschellte auch Waltrauds Kamera (S. 16). Und übrigens, falls unsere Homepage (zs-online.ch) bald abstürzt, hat Christian Kündig seine Drohung wahrgemacht und ist wie die anderen auch noch gegangen.

Es bleiben vorerst nur noch Daniela, Lukas, Patrice und vor allem ich. Doch wir kriegen das schon hin. Neue Gesichter, die auch einmal ein wenig Humor zeigen, sind herzlich willkommen.

Corsin Zander, Redaktionsleiter