Vier Notrufe gingen bei der Polizei ein, doch von Panik will niemand etwas wissen. Tomas Fryscak

Erstsemestrigenfest mit Polizeieinsatz

Der VSETH vergass an der Erstsemestrigenparty, die Jacken zu sortieren. Die Folge: Ein Tumult mit anschliessendem Polizeieinsatz. Die Organisatoren wiegeln ab.

24. November 2010

Gedränge, Tränen, eine junge Frau kippt um, sie hat einen Schwächeanfall. Dabei wollte sie nur ihre Jacke abholen. Die Stimmung ist gekippt. Rund 40 Partygänger wollen die Garderobe stürmen. Der Sicherheitsdienst riegelt ab. Beim Poli­zeinotruf gehen mehrere Anrufe ein. Die Emotionen schwappen über. Hektische Szenen nach einer normalen Studierendenparty. Der «Tages-Anzeiger» spricht am nächsten Tag von «Panik». Die Organisatoren bevorzugen eine harmlosere Wortwahl: «Alles halb so wild», tönt es von Seiten der Verantwortlichen. Mitte November setzen sich die Organisatoren mit allen Beteiligten zusammen und rollen den Fall nochmals auf. Das Fazit: «Von Panik war nie die Rede.»

Eigentlich ist das Erstsemestrigenfest ein Erfolg. Die Party lockt 5000 Besucher auf den Hönggerberg. Doch den Organisatoren unterläuft eine kleine Unachtsamkeit: Das Personal teilt den Kleidungsstücken zwar Nummern zu, sortiert diese aber nicht. Kurz vor zwölf merken das die Organisatoren, schliessen die Garderobe und beginnen zu sortieren. «In der Garderobe herrschte Chaos. Überall lagen Jacken auf dem Boden», erzählt Partygänger Riccardo. Der grosse Stau vor der Garderobe entsteht erst, als um zwei Uhr die Gäste nach Hause wollen. Eine Organisatorin versucht vergeblich, für Ruhe zu sorgen. Sie ruft den Sicherheitsdienst Delta Security herbei, der für diesen Abend engagiert wurde.

«Bei der Polizei gingen von mehreren Festbesuchern zum Teil hektische Notrufe ein und auch der private Sicherheitsdienst hat gewünscht, dass wir sie unterstützen», sagt Marco Bisa, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich. Die Polizei rückt mit mehreren Fahrzeugen aus. «Wir reagieren immer auf solche Anrufe. Der Einsatz war auf jeden Fall angemessen», erklärt Bisa. War der private Sicherheitsdienst überfordert?

«Keine Panik!»

Die Delta Security sagt, sie habe die Polizei nicht angefordert. Sie sei aber dankbar für die Unterstützung gewesen. Die Zusammenarbeit sei gut verlaufen und man habe die Lage jederzeit unter Kontrolle gehabt: «Zusammen mit der Stadtpolizei konnten wir die Reihen wieder aufbauen und die Festbesucher beruhigen. Die Garderobe blieb für eine halbe Stunde geschlossen. Danach ging es wieder im geregelten Rahmen weiter.» Das sagt auch die Sicherheitsverantwortliche des Festes, die aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht namentlich genannt werden möchte: «Da Gäste nach einem Anlass schubweise heimkehren, bilden sich immer Massenschlangen vor dem Garderobeneinlass.» Auch Peter Balmer, der von Seiten der ETH für die Sicherheit verantwortlich war, möchte klarstellen, dass keine Panik aufgetreten ist: «Es kam zu einem Gedränge, wobei eine junge Frau einen kurzen Schwächeanfall erlitt und sogleich medizinisch betreut wurde.» – Neben dieser Frau waren die Leidtragenden also bloss die Besucher, die ihre Jacken erst in den nächsten Tagen abholen konnten. Bis auf Einzelfälle hätten die Gäste grosses Verständnis gezeigt, heisst es beim VSETH.