Immer mehr Studierende gehen in Trainerhosen zur Uni. Lukas Messmer

Duell: In Trainerhosen an die Uni

«Traut euch» oder «tut uns das nicht an». Trainerhosen sind an der Uni umstritten.

Stefanie Ostertag (Dafür) und Johannes Luther (Dagegen)
24. November 2010

Dafür

«Wenn ich nach Hause komme, ziehe ich als erstes meine Trainerhose an» heisst eine sehr beliebte Facebook-Gruppe. Doch warum sollte man sich überhaupt morgens in unbequeme, einengende Klamotten hineinzwängen? Es geht doch viel einfacher: die heissgeliebte Trainerhose den ganzen Tag tragen!

In den Achtzigern erlebte der Trainer seine ersten Erfolge. Damals noch sehr weite Hosen, deren Markenzeichen kleine Bündchen an Arm- und Beinabschluss waren. Nach diesem Hoch waren sie eine Zeit lang verpönt, nicht mehr salonfähig. Weiterhin bekannt als Uniform von Rappern, Kleinganoven und Fitnessfreaks, konnte jedoch auch das Klischee vom fernseh­schauenden Arbeitslosen in Feinrippunterhemd, Trainerhose und Adiletten verdrängt werden. Zum Beispiel von Designern wie Michael Michalsky, der seinen Trainer lässig mit einem Jackett kombiniert und somit Trends setzt. Den bekennenden Mode-Pionieren sollten wir es gleich tun. Auch Studenten sollten die Möglichkeit nutzen, solange sie noch nicht im Büro sitzen und sich an allfällige Kleidervorschriften wie Kostüm oder Krawatte zu halten haben. Die Prüfungen stehen an und mit ihnen die intensive Lernphase in überfüllten Unibibliotheken. Stellt euch die RWI-Bibliothek voller Trainerhosen vor. Oder gar den Lichthof, das Modezentrum der Uni Zürich. Ein bisschen weniger Schickimicki, ein bisschen weniger Angst, nicht ins Bild zu passen.

Denn längst treffen abfällige Bezeichnungen wie «Schlabberlook» oder «Modesünde» für Trainerhosen nicht mehr zu. Es muss sich also auch keiner Sorgen um sein Image machen, denn ganz im Gegenteil, die bequeme Sporthose ist weg von ihrem proletarischen Ruf und punktet mit ihrer legeren sportlichen Optik und Multifunktionalität. Ob es nun der gemütliche Abend daheim ist, der Einkauf beim Bäcker oder der dienstägliche Besuch des Seminars im Hauptgebäude. Trainerhosenträger fühlen sich wohl in ihrer Haut, können sich frei entfalten, und das nicht nur geistig.

Wer Trainerhosen trägt, hat erkannt, dieses Kleidungsstück ist nicht nur gemütlich, sondern auch praktisch. Wenn ihr das auch so seht, dann steht zu eurer heimlichen Liebe und macht mit beim internationalen Tag der Trainerhosen am 21. Januar 2011!

Dagegen

Mein Grossvater hat noch nie auf sein Äusseres geachtet. Er trägt seit nunmehr vierzig Jahren Trainerhosen und wirkt damit entsprechend unangebracht. Das dachte ich zumindest, bevor in den letzten Jahren in bestimmten Szenen der merkwürdige Trend aufkam, Trainerhosen in aller Öffentlichkeit zu tragen. An der Uni sind bisher glücklicherweise nur wenige Leute anzutreffen, die derart modisch entgleist sind. Ich warne aber nachdrücklich davor, dies zu einer Massenbewegung werden zu lassen.

Trainerhosen sind für den Sport gedacht, daher kommt der Name. Sie gehören ins Fitnessstudio, eignen sich fürs Trainieren jeglicher Sportarten und sollen daheim am Feierabend getragen werden. An der Uni haben sie nichts zu suchen! Trainerhosen sind da schlichtweg fehl am Platz. Wir können nicht früh genug lernen, uns angemessen zu kleiden. Spätestens im Berufsleben müssen wir uns der gesellschaftlichen Kleiderordnung fügen. Was für einen Eindruck gewinnt der Professor von uns, wenn wir mit diesem Zeichen der äusserlichen Verwahrlosung schlechthin in seine Vorlesung sitzen? Auch wenn es schwer fällt: Das Mindeste an Respekt gegenüber unseren Mitmenschen müssen wir einräumen. Wir kommen ja auch nicht im Pyjama an die Uni.

Trainerhosen sehen grundsätzlich scheisse aus. Männer wirken damit bestenfalls wie asoziale Prolos und Frauen sehen darin doch einfach nur unvorteilhaft aus. Die können doch nicht mit überteuerten Handtaschen rumlaufen und dazu Trainerhosen tragen. Und vergesst nicht: Die Uni ist eine einzige Kontaktsbörse. Wer will denn da schon in Trainerhosen aufkreuzen?

Und wenn ihr mir nicht glaubt: Auch der berühmte Modedesigner Karl Lagerfeld geht mit mir einig. Sein Argument gegen Trainerhosen ist ihr Gummizug: «Der gibt nach und dann merken Sie nicht, wenn Sie zugenommen haben.» So siehts aus. Fresskapaden bei Mc Donald’s werden noch gefährlicher, als sie es beim beschränkten Studentenbudget eh schon sind. Das gereicht der Trainerhose nicht gerade zum Vorteil. Liebe Studierende, ich beschwöre euch also: Kommt nicht mit einer Trainerhose an die Uni! Der gute Geschmack und eure Kommilitonen werden es euch danken.