PD

Tichu

Kartenspiel

25. November 2009

Als ich begonnen habe, Tichu zu spielen, war ich überzeugt, dass das Spiel aus China stammt. So stehts auch in den Regeln. Ich habe mir immer vorgestellt, wie eine Partie Tichu in Fernost ablaufen müsste: Ein verrauchtes Loch irgendwo in Shanghai, um den Tisch vier kleinwüchsige Chinesen mit Zahnlücken, die ihre schmalen Augen hinter den Spielkarten verstecken. Auf dem Tisch Reisschnaps und ein Haufen Yuan, wahrscheinlich die letzten Überreste des Monatslohnes.

Wenn ich jeweils den «Hund» ausgespielt habe, stellte ich mir darunter einen verwahrlosten Strassenköter vor, der nächstens in einem Suppentopf landet. Kam es, dass ich vom Kartenstapel den «Phoenix» oder den «Drachen» zog, so wanderten meine Gedanken zur chinesichen Mythologie.

Mittlerweile habe ich da so meine Zweifel. Denn, begeistert vom Spiel, habe ich alle Chinesen oder in Sinologie bewanderten Bekanntschaften vom neu entdeckten Spiel erzählt. «Tichu?», war jeweils die Antwort, «hab ich noch nie davon gehört!» Niemand kennt dieses Spiel. Jedenfalls kein Chinese.

Aber ob nun chinesisch oder nicht, eine Partie Tichu ist eine Herausforderung. Man spielt zu viert, die Punkte werden aber in Zweierteams abgerechnet. Das Kartendeck enthält die normalen Pokerkarten, dazu die Spezialkarten «Hund», «Drache», «Phoenix» und die «1». Alle Karten werden verteilt. Wie beim «Arschlöchle» geht es nun darum, diese so schnell wie möglich abzulegen. Es können aber viel mehr Kombinationen gebildet werden: Strasse, Fullhouse, Pärchen und so weiter.

Wer zuerst fertig ist, hat gewonnen. Wer besonders mutig ist, kann ein «Tichu» ansagen und sich dazu verpflichten, als erster fertig zu sein. Schafft man das, gibts Bonuspunkte, schafft mans nicht, gibts Minuspunkte.

Das Spiel ist eine willkommene Alternative zum Jassen. Und irgendwann werde ich nach China Tichu spielen gehen.