Nicht einmal stundenlanges Warten führt sicher zum Buchungserfolg. Samuel Nussbaum

Das System ist das Problem

Alle Jahre wieder versagt das Modulbuchungssystem. Es hält dem Ansturm der Studierenden einfach nicht stand, denn jeder will der Erste sein.

14. September 2009

Es ist acht Uhr morgens. Ich stehe ungewohnt früh auf. In diesem Semester will ich auf Nummer sicher gehen. Die Modulbuchung beginnt um neun Uhr. Die Platzzahl meines Wunschmoduls in Politik ist beschränkt. Pünktlich um neun Uhr geht es los. Das Modul ist angewählt. Senden. Das System ist überlastet. Meine Buchung wird nicht angenommen. Zurück zur Übersicht. Die Uni warnte schon lange, dass das System überlastet sein könnte, doch ich gebe nicht auf. Einige Plätze sind noch frei. Andere hatten bestimmt das gleiche Pech. Senden. Das System ist überlastet. Meine Buchung wird nicht angenommen.

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Ich wollte zwei Seminare mit begrenzter Platzzahl buchen. Nach vier Stunden hatte ich noch immer nichts gebucht. Das System war überlastet. Ich rief beim Psychologischen Seminar an. Man bat mich um Geduld, es könne bis sechs Uhr abends dauern. Nach fast sechs Stunden gab ich den Kampf auf. (Maya, Psychologie, 4. Semester)

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Noch neun freie Plätze. Es ist erst Viertel nach neun. Studierende schlafen gewöhnlich lange. Noch habe ich gegenüber anderen einen Vorteil. Ich versuche es erneut. Alle guten Dinge sind schliesslich drei. Es klappt! Die Ernüchterung folgt aber postwendend. Die Veranstaltung ist belegt. Es sind keine Plä­tze mehr frei. Meine Buchung wird nicht angenommen.

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Ich habe dank diesem doofen System ein ganzes Semester verloren. Ich studiere mein Nebenfach an einer anderen Fakultät und deswegen ist es schwer, diese beiden Fächer miteinander zu kombinieren. Daher bin ich auf ganz bestimmte Module angewiesen, welche ich über zwei Jahre hinweg nicht buchen konnte! (Stefanie, Politologie, 7. Semester)

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Ich buche die unproblematischen Module. Beispielsweise die meines Nebenfachs, Geographie. Welch Überraschung, die Module, welche ich belegen müsste, sind noch nicht einmal im Verzeichnis. Bei der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ist niemand zu erreichen. Auch hier kann ich keine Module buchen.

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Mit grosser Wut im Bauch rief ich beim technischen Dienst an, weil ich beim Buchen meiner Module immer wieder eine Fehlermeldung erhielt und förmlich zuschauen konnte, wie mir andere Studierende die Plätze wegschnappten. Helfen konnte mir niemand – beim technischen Dienst begrüsste mich der Anrufbeantworter. (Mirjam, Allgemeine Geschichte, 7. Semester)

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Die Geschichtsmodule kann ich problemlos buchen. In der Politik muss ich mich mit der zweiten Wahl zufrieden geben. Die Geographie-Module werden noch immer nicht angezeigt. Mein Modulbuchungserfolg nach dem ersten Tag ist ernüchternd. Ich versuche es einen Tag später nochmals. Jetzt werden mir wenigstens die Geographie-Module angeboten. Das System ist noch immer überlastet. Meine Buchung wird letztlich aber doch angenommen.