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Duell: Kondom

Comic

4. Mai 2009

Dafür

Wir sollten eine Petition an den Papst richten. Es wäre die Bitte um eine neue Bibel. «Seid fruchtbar und mehret euch.» Die Rammelei haben wir erledigt. Die zehn Gebote befolgen wir auch ohne die heilige Schrift. Denn – auch wenn es schwer fällt, zu glauben – wir haben die Gabe der Vernunft. «Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach» war die einzige Tatsache, die die Kirche nie wahrhaben wollte. Naja vielleicht noch, dass Jesus ein sexuelles Wesen war. Wenn einer fragt, wieso es trotz Bibel uneheliche Kinder gibt oder wieso Sex Spass macht, so ist die Bibel mit ihrem Latein am Ende. Nun sitzen wir auf dem Trockenen und fragen immer noch nach dem Sinn des Lebens. Das Neue Testament gibt uns keine befriedigende Antwort und das Alte hinkt sowieso nur hinterher.

Die neue Bibel sollte mit Platons Höhlengleichnis beginnen, da wir den Schritt aus der Höhle mit der Steinzeit hinter uns gelassen haben. Darwin würde folgen und uns die Geschichte von der Sympathie und Liebe erzählen, damit wir verstehen, wieso wir die zehn Gebote nicht brauchen. Wir würden verstehen, auf welche Pfeiler sich eine Gemeinschaft stützt.

Dann käme ein Gleichnis. Es wäre die Geschichte von den Cousins Silvio Rammelmann und Giacomo Casanova. Einst im Jahre 1740 vereinbarten die beiden eine Wette, wer mehr Frauen verführen kann. Sie wollten sich im Jahr 1772 in Venedig wieder treffen. Derjenige, der mehr Damenhöschen vorzuweisen hat, wäre der Sieger. Nun zog Silvio los, doch sein Glück währte nicht lang. Während Casanova den Doktor in Jus machte, trat Silvio den Syphilisten bei. Silvio hatte viele Frauen, die ihrerseits viele Kinder gebaren. Silvio erfuhr zu spät, dass Syphilis übertragbar ist und so trieb er seine Frauen in die Krankheit und die jungen Weiber steckten ihre Kinder an. Die Kinder starben, die Frauen verarmten und Silvio mit ihnen. Casanova jedoch kannte die Tücken der Syphilis. Er schützte sich und seine Frauen, in dem er beim Geschlechtsakt gesäuberte Schafdärme über sein Glied zog. Die Frauen ehrten ihn als grossen Verführer und mussten nicht fürchten, Opfer von Armut und Krankheit zu werden. Casanova reiste durch Europa, traf Rousseau, Voltaire, Mozart und andere Ikonen. 1772 kehrte er nach Venedig zurück, doch Silvio tauchte am vereinbarten Ort nie auf. Man munkelt, er sei im Armenhaus gestorben.

Nach diesem Gleichnis würde eine Anleitung für die Herstellung von künstlichen Tierdärmen für den Geschlechtsakt stehen. Man gäbe ihnen den Namen Präservative.

Dagegen

Lasst uns an dieser Stelle mal eines klarstellen, abseits der politischen Korrektness und Interessen der Krankenkassen. Das Kondom ist mehr Fluch als Segen. Klar, mit Aids angesteckt zu werden ist alles andere als toll. Aber Herrgott, gibt es denn keine zivilisiertere Möglichkeit, als sich eine Gummitüte über den Penis zu stülpen? Ist das alles, was unsere Zivilisation in Sachen Aids-Verhütung zu bieten hat? Immerhin ist Sex eines der wichtigsten Dinge des menschlichen Lebens. Prickelnder Sex befreit und macht glücklich. Doch bei allem Schutz, das Kondom ist leider so unerotisch wie ein alter Radiergummi. Es riecht genau so, ist glitschig und sieht eklig aus. Und ausgerechnet beim Klimax des Vorspiels outet sich das Kondom definitiv als Lusttöter. Hat Mann seine Partnerin nach grossen Anstrengungen endlich auf Touren gebracht und den Moment für eine perfekte Vereinigung erreicht, wird jäh abgebrochen. Denn jetzt beginnt die Suche nach dem Kondom. Irgendwie sind die Dinger nie in Reichweite, wenn man sie braucht. Also raus aus dem Bett, quer durchs Zimmer, Schubladen auf, wühlen. Wo sind sie denn bloss? Im Schrank? Auch nicht. Hin und her. Hat sie welche? Ahja, da! Schnell zurück! Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die Partnerin zu diesem Zeitpunkt abgetörnt auf dem Bett liegt und SMS an ihren besten Freund schreibt. Das ist ein Zeichen, dass die Suche zu lange gedauert hat. Danke Kondom! Das Liebesspiel muss nun von vorne beginnen.

Spätestens beim überstülpen der vulkanisierten Natur-Kautschuk-Tüte bereut man endgültig die Wahl dieses Verhütungsmittels. Bei diesem Vorgang können so viele Fehler und peinliche Pannen passieren, dass aus Platzgründen auf deren Beschreibung verzichtet wird. Besonders vor M-Budget Kondomen sei gewarnt. Die haben wohl ein kleines Budget mit einem kleinen Hoseninhalt verwechselt. Das Abrollen wird so zur Qual. Zumindest für die einen.

Und dass Mann mit Kondom verminderte Gefühlsintensität beim Akt empfindet, spielt dann auch keine Rolle mehr. Weil die Stimmung ist eh im Arsch. A propos Arsch. Herkömmliche Kondome eignen sich nicht für diese Praktik. Da muss man schon speziell dicke kaufen. Selbst nach dem Akt bleibt das Kondom ein Abtörner. Schlabbrig lauert es am Boden und wartet, bis jemand seinen Fuss auf es stellt. Guten Morgen Kondom!

Leider ersetzt derzeit nur eine feste Beziehung in Kombination mit Aidstest, Vertrauen und Pille das Kondom. Singles müssen wohl weiterhin auf das Unding zurückgreifen.