Editorial #2/09

Editorial

27. März 2009

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Mein Vorvorgänger schrieb an dieser Stelle des Öfteren über das Kiffen. Die grünen Blüten sind ihm treue Lebensbegleiter. Ich hingegen bin Sonntagskiffer. Trotzdem fühle diesmal auch ich mich genötigt, ein paar Worte zum Thema Cannabis zu verlieren. Unheimliche Sachen haben sich in letzter Zeit in meinem Leben zugetragen, wenn das Zeug ins Spiel kam.

Da war erstens der Sack Bio-Gras, den ich vor zwei Jahren von einem Kollegen (er schiesst Bilder für die ZS) geschenkt bekam. Der Kollege hatte zuhause sechs Pflanzen aufgezogen und verschenkte die Ernte nun in seinem Bekanntenkreis. Den Rest verfütterte er an zwei Esel, die danach steinbreit auf der Wiese dösten.

Wie dem auch sei. Ich lagerte den Sack im Keller. Vor wenigen Monaten suchte ich ihn, erfolglos. Ich wühlte und tastete, aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Wochen später wollte meine Mutter – ja, ich lebe noch daheim – in die USA reisen. Sie griff sich einen Plastiksack aus unserer Vorratskammer, um ihre Jacke hineinzustopfen. Glücklicherweise warf sie vorher noch einen Blick hinein. Am Boden des Sacks lag ein Teil des Gras. Die Ami-Drogenbehörden hätten sicher keine Freude gehabt. Ich habe noch heute keine Ahnung, wie das Zeug dorthin gekommen ist – und noch weniger, wo der Rest geblieben ist.

Vor wenigen Wochen schenkte mir ein anderer Kollege (er illustriert für die ZS) ein kleines Säckchen Gras. Er hatte es auf seinem Balkon gezüchtet. Ich deponierte das Säckchen auf meinem Pult. Tage später war es einfach weg. Es ist andernorts wieder zum Vorschein gekommen. Wieder: Keine Ahnung, wie es dorthin gekommen ist.

Die Ereignisse haben mir zu denken gegeben. Ich bin zum Schluss gekommen, dass das Gras in meinem Fall die Wirkungskausalität umdreht. Wahrscheinlich bin ich schon bekifft bevor ich es rauche. Deshalb verlege ich das Zeugs auch immer und habe nachher keine Ahnung wo es geblieben ist. Klingt das plausibel? – Wisst ihr was? Scheissegal! Ab jetzt nehm ich eh nur noch Psilocybin (Seite 22).

Joel Bedetti, Redaktionsleitung