Rollmöpse

Viele studieren nach einer kurzen Krise weiter, sagt Katja Bluntschli* von der Studienberatung.

27. Oktober 2008

Der Gürtel ist ein sehr funktionales und sehr dezentes Kleidungsstück. Leider hat der Wildwuchs der modernen Mode auch hier Einzug gehalten. Ein Gürtel sollte ursprünglich folgende unterschwelligen Botschaften transportieren: bei Frauen Jungfräulichkeit, Keuschheit und ein Gefühl von Unerreichbarkeit. Bei Männern, Kraft, Ausdauer und Potenz. Schliesslich trug die Elite des Mittelalters das Schwert am Gürtel – ein Zeichen von Mehrbesseren.

Was MM nicht in den Kopf will, ist, warum sich junge, hübsche Frauen in letzter Zeit armdicke Lederbänder um den Bauch schnüren. Was «in» ist, schlich sich in den letzten Jahren schleichend den Bauch hinauf in Richtung BH und hat sich dabei vertikal verbreitert. Es gibt da an der Universität Zürich ganz niedliche Studentinnen. Doch direkt unter den Brüsten tragen sie silberne, pinke oder hellblaue Monstergürtel. MM meint damit nicht diejenigen Dinger, die in den Pendelblättern als Superschlankmacher die Seiten zieren. Sondern die, welche häufig mit Make-up durchorchestrierte Jus- oder Wirtschaftsstudentinnen um-, ja fast verschlingen. Das geht nun gar nicht. Was wollen uns diese Mädchen mitteilen? Jungfräulichkeit, Keuschheit, aber eben geklotzt statt gekleckert? Wie soll man über den Bauchnabel Jungfräulichkeit suggerieren können? Statt «noch kein Sex» sagen uns die doch «noch kein Kind». Mal abgesehen davon, dass es einfach schlecht aussieht. Übelst schlecht. Wie Rollmöpse, die ohne Halt auch auseinanderfallen würden. Diese Gürtel sind auch kein Mittel, um irgendwelche Unschönheiten zu kaschieren. Sie sind nicht einmal praktisch. Sowas ist einfach dumme Mode.

Bei den Männern blieb der Gürtel zum Glück auf der Gürtellinie – bis heute jedenfalls. Wer weiss, was da noch auf uns zukommt. Trotzdem trägt MM weiterhin Gurt – mit einer dezenten Prise Potenz. Und einfach darum, um die Hose am richtigen Platz zu halten. MM ist ja schliesslich keine Frau. Und keusch schon gar nicht.