Weltweit nur schwer zu finden: Professoren für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften. Anna Büsching

Professoren gesucht!

Am Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften der ETH ist die Hälfte der Lehrstühle vakant. Es ist nicht einfach, diese wieder zu besetzen.

27. Oktober 2008

An unbesetzten Professuren leiden vor allem die Studierenden: Zu wenig Betreuung, eingeschränkte Fächerauswahl und Vorlesungen, die von fachfremden Dozierenden gehalten werden. «Das Mühsamste ist das Schreiben von Bachelor- oder Masterarbeiten», sagt eine Studentin. Weil zurzeit von der ETH nur die Bereiche Humanernährung, Verfahrenstechnik, Mikrobiologie und Biotechnologie abgedeckt werden können, sei die Auswahl an Betreuungspersonen gering und einseitig. Ausweichen könne man auf die Industrie, aber auch da brauche es jemanden, der von der ETH her zuständig sei. So komme es vor, dass auch interessante Projekte ins Wasser fallen. Vor allem Felix Escher, der die Professur für Lebensmitteltechnologie inne hatte, wird schmerzlich vermisst. Seine Vorlesung sei beliebt gewesen, und er habe seine Skripts selbst geschrieben.

Dabei sah es diesen Frühling noch gut aus: Physikprofessor Peter Schurtenberger sollte von der Uni Freiburg ans Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (ILW) kommen. Weil seine Heimuniversität aber eine Million Franken für den Aufbau eines Nanoinstitutes erhielt, blieb Schurtenberger in Freiburg. ETH-Präsident Ralph Eichler entliess ihn schweren Herzens aus dem bereits unterzeichneten Vertrag. Mit dieser geplatzten Berufung, welche die Nachfolge des emeritierten Professors Escher hätte regeln sollen, herrschte endgültig Krisenstimmung am ILW. Zurzeit sind von sechs budgetierten Professuren am ILW drei vakant. In den Jahren zuvor hatten zwei weitere Professoren das Institut verlassen – ohne Nachfolge. «Wir hatten einfach Pech», sagt Dr. Erich Windhab, Professor für Lebensmittelverfahrenstechnik am ILW dazu. Die Vorlesungen im Bereich Lebensmittelbiochemie beispielsweise hält seit zwei Jahren der Oberassistent Giuseppe Manzardo, weitere Veranstaltungen übernehmen Assistierende oder Gastprofessoren. Die Qualität der Vorlesungen und Praktikas sei nach wie vor hochwertig, so Windhab. Einzig zwei Wahlvorlesungen, Enzymtechnik und Lebensmitteltechnik, würden zurzeit nicht mehr gehalten.

«Gute Leute sind selten»

Unterdessen sucht das Institut fieberhaft nach Nachfolgern respektive Nachfolgerinnen für die Professuren. «Wir suchen zwei neue Professoren. Der dritte Lehrstuhl wird auf zwei Assistenzprofessuren aufgeteilt», erklärt Windhab. Doch allzu schnell wird das Institut den Sollbestand nicht erreichen. «Ein Suchprozedere für einen neuen Professor kann ein bis eineinhalb Jahre dauern», gibt Windhab zu Bedenken. Die Verhandlungen seien langwierig. Dass es Lebensmittelwissenschaftler nicht wie Sand an Meer gibt, macht die Suche nicht leichter. «Gute Leute sind selten», meint Professor Windhab, «weltweit gibt es 20 bis 25 Personen, die sich fachlich und persönlich für die Professuren eignen.» Die neuen Professoren sollen ihre Arbeit im Herbstsemester 2009 aufnehmen. Der nächste Jahrgang wird also voraussichtlich mit vollständiger Besetzung betreut.

Links

http://www.ilw.agrl.ethz.ch