... und Kultur aus Zürich

Auf der ganzen Welt zuhause: Studierende auf Reisen schrieben der ZS, wo sie sich gerade rumtreiben und was sie dort machen.

10. April 2008

«Zürich, das ist Pech!» Das war die allgemeine Reaktion, als ich mitteilte, dass ich für ein Jahr nach Zürich ginge. Natürlich wollte ich lieber nach Berlin, Wien oder Bielefeld. Aber es war nicht möglich, denn ich bekam mit den Verwaltungen dieser Universitäten Probleme. Jetzt wohne ich schon ein paar Monate in der Nähe von Oerlikon. Mit etwas Abstand denke ich, dass meine Meinung, beziehungsweise die Vorurteile der Romands richtig waren. Trotzdem passe ich mich an und verliebe mich in Zürich.

Wie erwartet, die Zürischnurren sind sehr stolz auf ihre, wie sie behaupten «einzige echte Stadt der Schweiz». Zum Glück sind sie nicht nur eingebildet, sondern auch sehr romantisch. Zum Beispiel mögen sie ihr Tram so sehr, dass Schilder im Tram hängen müssen, damit Züricher nicht mit Hilfe von Sägen Tramstücke nach Hause nehmen. Sie sind auch Kulturliebhaber, die liebste Fernsehsendung der Züricher ist nämlich «Mike Shiva»! Ich sollte den Inhalt besser gar nicht erst beschreiben!

Außerdem ist Zürideutsch sehr poetisch! «Letzti Uusfluug war eine Hundsverlochtete». Was zum Teufel bedeutet es? Und wie können sie solche Bewegungen mit der Zunge machen?!

Selbst die Stadt ist großartig. Es hat viele unglaubliche Gebäude. Mein liebstes ist die Rechtsbibliothek (RWI). Sie sieht aus wie das Raumschiff des Kaisers in «Star Wars». Wenn du in der Mitte sitzt, kannst du die Bewegung des Gebäudes richtiggehend fühlen.

Es tut mir Leid, aber ich muss mit meinem Brief Schluss machen, sonst komme ich zu spät zu meinem religiösen Training. Es sind dreihundert Jünger, die den Bewegungen einer strengen Frau auf einem Podium folgen. Die Zürischnurren nennen es Superkondi. Am Anfang es ist schwierig, aber mit Drill gewöhnt man sich daran. Das ist wie mit der Stadt. Irgendwann wird man «tomber amoureux» mit Zürich und seinen Bewohnern.

*François Ruchti studiert Politik in Lausanne und hat beschlossen, sein Studium mit einem Semester in Zürich abzuschliessen.