Darf Umweltfreundlichkeit auf Kosten der Ästhetik gehen? Lukas Messmer

Der Al Gore unter den Toyota-Modellen

Hässlich, dafür energieeffizient. Welchem Dozent oder welcher Dozentin gehört wohl dieser Toyota? Unsere Expertin schliesst vom Auto auf den Besitzer.

10. April 2008

Aha, ein Prius! Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Al Gore unter den Toyota-Modellen in dieser Kolumne Einzug findet. Denn Akademiker haben nicht selten die schlechte Angewohnheit, der Menschheit zu demonstrieren, wie sie sich vor sich selbst retten kann. Also fahren sie ihr Umweltgewissen spazieren und ernten dafür politischen Applaus in Form von grosszügigen Subventionen. Doch wie der gegen Bush (!) gescheiterte Friedensnobelpreis-Träger hat auch der Saubermann aus dem Land der aufgehenden Sonne seine kleinen Fehler: So verbraucht er bei der Herstellung wesentlich mehr Energie als seine «dreckigen» Halbbrüder. Folglich muss er eine ganze Weile in Betrieb sein, bevor seine hoch dotierte Energieeffizienz überhaupt einsetzt. Aber mit solchen Details mag sich weder Lenker noch Grün-Politiker aufhalten lassen, zu Gunsten des Beifalls wird jede Logik über Bord geworfen. Und die Ästhetik gleich mit, denn der Japaner ist vor allem eins: hässlich. Sein bulliges Äusseres kommt zwar unschuldig, aber so gar nicht sparsam daher. Wer lässt sich von solch einer scheinheiligen Dialektik korrumpieren? Advokaten, Manager oder auch selbstverliebte Germanisten, dürften ob dieser rhetorischen Meisterleistung beeindruckt sein.

Auflösung in der nächsten ZS