Bier mit Aprikosensirup aus Paris

Auf der ganzen Welt zuhause: Studierende auf Reisen schrieben der ZS, wo sie sich gerade rumtreiben und was sie dort machen.

10. April 2008

Als ich neulich die Rue Saint Denis hinauf lief, um mich mit einem Freund auf ein Bier in der Cordonnerie zu treffen, fand ein vom Regen durchtränktes Couvert. Ich nehme gerne weggeworfene, vergessene oder verlorene Dinge auf, so tat ich dies auch mit diesem. Ich öffne das Couvert:

„Hallo meine liebe Salomé

Ich weiss, ich hätte mich schon früher melden sollen, aber irgendwie bin ich nicht dazu gekommen. Du weißt ja wie das ist, wenn man in einem fremden Land ist und man sich zuerst mal zurecht finden muss, als du damals in Finnland gewesen bist.

Paris ist ja nicht so weit von Zürich entfernt, irgendwie gleich, aber doch anders. Die Strassen sind hier auch überfüllt von Karossen. Nur sind sie hier nicht alle weniger als zehn Jahre alt und wenn man am Wochenende in die banlieues fährt – das ist sozusagen die Agglo – , sieht man die Leute nicht die Autos duschen und polieren. Die haben hier auch Jugos, nur heissen die hier blacks oder bicots, was ursprünglich ein Wort aus dem Arabischen war und einen Lastenesel bezeichnete, oder reubeu, die Verlan-Form für Arabe. Die scheinen hier sowieso irrsinnigen Spass zu haben mit der Sprache zu spielen aus femme wird meuf und mère wird zu reum. Und wenn einem dann mal die tromé (métro) zu relou (lourd=lästig) wird, werde ich völlig ouf (fou=verrückt). Aber hier scheinen sogar die Politiker völlig ouf zu sein. Der kleine mit Pornobrille ausgestattete Président de la République lässt des Öfteren seiner Zunge freien Lauf, wie der neue Président de la SVP. „Casse-toi, pauvre con!“, trifft auf „Wir Schweizer sind immer mehr die Neger!“

Ach ja, kürzlich war ich in ’ner Kneipe mit ’ner Studienkollegin. Die hat dann kein Gsprützte Wiisse oder Panaché bestellt, sondern ein Bier mit Aprikosen-Sirup drin. Das wär doch was für dich, nicht?

Mein Stift gibt den Geist auf! Ich meld mich bald wieder. Alles Gute, Stefan“

*Beni Magnin ist noch bis im August im Studienaustausch in Paris und schreibt regelmässig die Kolumne „Fernweh“ für die ZS.