PD

Der Weltensammler

Ilija Trojanow, 2006.

12. März 2008

Eintauchen in das Fremde, abtauchen in ferne Welten: Indien, Arabien und die Gegenden Ostafrikas öffnen sich in diesem Buch und laden ein zum Genuss fernöstlicher Weisheit, zu langem, peinvollem Ausharren in der morgenländischen Hitze und zu einer ehrgeizigen Expedition in die unbekannten Tiefen des Dschungels. Der Mann, auf dessen Spuren Ilija Trojanow uns immer weiter weg von Europa führt, ist der britische Offizier Sir Richard Burton.

Kaum hat dieser den Boden der Kolonie unter den Füssen, beginnt er sich jedoch anders zu benehmen, als seine Landsleute und die britische Krone es für angebracht halten: Gelangweilt vom Dienst und abgestossen vom Betragen der Briten, macht er sich auf eigene Faust auf, das fremde Land zu entdecken. Er lernt sich anzupassen und mehr und mehr mit dem Fremden zu verschmelzen.

Aber Ilija Trojanow zeigt dem Leser nicht einfach unreflektiert eine Fantasiewelt, wie der Europäer sie sich gerne bei fremden Kulturen ausmalt. Das Fremde behält in der Erzählung stets einen Kern Fremdheit und wird auch nicht naiv romantisiert. Die Menschen, denen Richard Burton als Burton Saheb, als anonym Verkleideter, als Sheikh Abdullah oder als Bwana Burton begegnet, bleiben Menschen – fremd und vertraut, liebenswert und voller Abgründe. Ihre Lebensgeschichten zeichnen die Geschichte ihrer Länder – mit all ihrer Schönheit und Grausamkeit.

Was Ilija Trojanow seinem Leser offeriert, ist keine leichte Lektüre, aber eine Sprache voller Bilder und die Gelegenheit zu Gedanken über Kultur, Philosophie und Religion, die es sich lohnt zu machen.