PD

Total Khéops

Jean-Claude Izzo, 2000.

11. März 2008

Bon, das Buch ist alt. Die Seiten verstaubt, der Autor längst tot. Aber gute Bücher sind bekanntlich – wir Studierenden lachen uns wissend in die Faust – unsterblich. Und unsterblich ist Izzos monumentale Marseille-Trilogie und somit auch Total Khéops, ihr erster Teil, so triefend voll von Tod und Melancholie. Ein echter Policier erst mal, mit Mord und Mafia, depressivem Detektiv und zusammenzusetzenden Puzzleteilchen; flic Fabio Montale auf der Suche nach den Mördern seiner Jugendfreunde Manu und Ugo, im ewigen Kampf gegen das Kriminelle, das überall zu sein scheint in dieser Stadt. Doch das Buch ist mehr als das, es ist ein Bericht von der Strasse, von der Front einer Nation; es geht um Immigration und mangelnde Integration, um ein Marseille, das carrefour du monde und Teufelskreis zugleich ist, um Themen von Brisanz insgesamt und unverminderter Relevanz in Zeiten der grasend-grassierenden schwarzschafigen Schwarzenbach-Nostalgie. Und wer genug hat von Sorge, Schwarz und Schatten, der liest das Buch als das, was es auch ist: als Reiseführer, als Kochbuch, als Konzerthinweis auf IAM, die Marseiller Rap-Veteranen, deren gleichnamiges Stück dem Buch den Titel gab und die am 16. Dezember nach Zürich kommen.