Mit Swipe und Scroll zur Wohnung

Eine neue App will Wohnungssuchende und WGs verkuppeln. Entwickler Nick Gregory erzählt von der Entstehung und der Zusammenarbeit mit dem VSUZH.

Florin Kohler (Text) und Zoë Nogier (Illustration)
17. November 2025

Die Wohnungssuche in Zürich ist bekanntlich zum Verzweifeln. Besonders Neuzugezogene sind von der Wohnungsnot komplett überfordert. Neue Stadt, keine Kontakte und keine Ahnung, wo man am besten ein WG-Zimmer findet. Wie schwierig das sein kann, weiss Nick Gregory, ehemaliger Machine-Learning- Student, und hat deswegen Swiftliving gegründet. «Heute als Softwareentwickler habe ich das Gefühl, etwas verändern zu können.» 

Scrollen statt suchen 

Doch wie genau soll die Wohnungsnot durch scrollen, swipen und liken gelöst werden? Mit dieser Frage im Kopf begebe ich mich auf die Swiftliving-Webseite und erstelle ein Profil mitsamt Alter, Interessen, Hobbys, Studiengang und einem Bild von mir selbst. Das Profil dient als persönliches Bewerbungsdossier. Ich fühle mich wie beim Online-Dating und habe etwas Angst, auf mein Äusseres reduziert zu werden. Gregory beschwichtigt mich: «Der Fokus liegt auf den Interessen und Hobbys. Nur wenn man nach ganz unten scrollt, sieht das Gegenüber ein Bild.» Ein mulmiges Gefühl bleibt trotzdem. Mit dem fertigen Profil begebe ich mich auf die Suche nach einem passenden Inserat. Sobald ich meine Kriterien eingetragen habe, geht es ab ans Scrollen. 

Auch hier erinnert die Plattform Swiftliving stark an eine Dating-App. Man erhält auf einen Blick wichtige Informationen zu den Zimmern, kann sich Bilder der WG anschauen und die potenziellen neuen Mitbewohner*innen kennenlernen. Gefällt einem das Angebot, drückt man rechts auf «Apply» und das eigene Profil wird direkt an die WG geschickt. Ist man nicht interessiert, so drückt man links auf «Hide» und scrollt weiter. 

Kein aufwändiges Bewerbungsschreiben, kein Dokumentenwahnsinn. Daran könnte man sich gewöhnen. Gut gefällt mir, dass Angebote von allen möglichen Wohnungsplattformen zu sehen sind. Ausserdem gibt es die Möglichkeit, sich in eine E-Mail-Liste einzutragen. So erhält man täglich eine E-Mail mit allen neuen Angeboten der verschiedenen Wohnungsplattformen, die den individuellen Kriterien entsprechen. Diese Funktion ist vor allem für Nicht-Zürcher*innen, die nicht wissen, wo überall Wohnungsinserate zu finden sind, entscheidend. Auch die Art, für WGs neue Mitbewohner*innen zu finden, verspricht die Plattform zu verändern. Auf Swiftliving hat man die Möglichkeit, ein freies Zimmer als Gruppe zu vermarkten. Alle Mitbewohner*innen haben dabei die Möglichkeit, sich durch die Bewerber*innenprofile zu swipen, Bewerbungen zu liken und zu kommentieren, um sich so zusammen für die Favorit*innen zu entscheiden. 

Er hat ein klares Ziel 

Dank der Zusammenarbeit mit dem VSUZH war es für Nick möglich, die Applikation zusammen mit Studierenden zu gestalten und ihre Ideen in der Entwicklung miteinzubeziehen. Auch vor der Veröffentlichung gab es die Möglichkeit, Swiftliving zu testen und letzte Kritikpunkte einzubringen. Wünsche der Studierenden konnten so direkt aufgenommen und umgesetzt werden. «In den letzten 15 Jahren hat sich bei Immobilien-Apps nichts Grundlegendes verändert. Bei Swiftliving kann ich schnell reagieren und Dinge basierend auf dem, was die Leute sagen, ändern», sagt Gregory. Das geschieht noch immer regelmässig, die Arbeit ist also noch nicht vorbei. «Die Wohnsituation im Allgemeinen für junge Menschen macht mich einfach wütend genug, dass ich diese Motivation habe, weiter daran zu arbeiten», erklärt Gregory. Ob Swiftliving tatsächlich etwas gegen die Wohnungsnot tun kann, bleibt abzuwarten, doch er hat eine klare Vision: Swiftliving soll die Plattform werden, die Studierende am liebsten nutzen, um WGs zu finden. «Das wäre ein grossartiger Anfang. Danach kann ich weiterschauen, wie ich auch Studierenden in anderen Schweizer Städten bei der Wohnungssuche helfen kann.» Egal ob Irritation oder Faszination: Die Idee, die WG-Zimmersuche mit einem Hauch Online-Dating zu verbinden, polarisiert.