Rauf mit den Kosten, runter mit dem CO2
Mit dem kostenfreien Drucken an der ETH Zürich ist ab sofort Schluss – so der Entscheid des Rektors. Argumentiert wird unter anderem mit Emissionseinsparungen.
Bis Ende des Frühjahrsemesters 2024 konnten alle, die an der ETH eingeschrieben waren, bis zu einem Betrag von 18 Franken pro Semester in gängigen Formaten wie A4 oder A3 gratis drucken. Jetzt entfällt diese als «Free Pages» bekannte Regelung. Als Gründe nennt der Rektor in seinem Newsletter Emissionseinsparungen, eine «angespannte Ressourcenlage» und die Einführung des sogenannten «Bring Your Own Device» (BYOD). Die Medienstelle der ETH erklärte auf Nachfrage, dass kostenfreie Ausdrucke im Jahr 2022 für einen CO2-Ausstoss von etwas mehr als 28 Tonnen verantwortlich waren. Laut einer Broschüre der Hochschule verursachten alleine Dienstreisen im letzten Jahr mehr als das Vierhundertfache davon. Ist der Klimaschutz also wirklich der Antrieb für das Einstampfen kostenfreier Druckmöglichkeiten?
Bei einer so verschwindend geringen Ersparnis scheint das unwahrscheinlich. Hinter dem Begriff der Ressourcenlage verbirgt sich in diesem Fall wohl vor allem eines: Geld. Während des Jahres 2022 spuckten die Drucker der ETH im Rahmen von «Free Pages» rund 6,3 Millionen Seiten aus. Das entspricht laut Angaben der Medienstelle einem Kostenpunkt von beinahe 1,9 Millionen Franken. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn auch beim Drucken Einschnitte gemacht werden sollen. Immerhin hält die ETH die Druckpreise durch eigene Subventionen weiterhin niedrig. Diese liegen teilweise deutlich unter denen anderer Schweizer Universitäten. Ohne eine Senkung der tatsächlichen Druckmenge wird deswegen kaum Geld zu sparen sein. Hier kommt «Bring Your Own Device» ins Spiel.
Das Modell bedeutet vor allem eine weitere Digitalisierung des Studiums. Konsequent umgesetzt ginge damit in vielen Studiengängen eine Papierlosigkeit der Lehre einher und Ausdrucke wären nicht mehr notwendig. Die Einführung von BYOD an der ETH ab diesem Semester macht einen eigenen Laptop zur Pflicht – jedoch nur für jene, die einen neuen Studiengang beginnen. Doch damit beginnen die Probleme: Der Rektor hat «Free Pages» für alle aufgehoben, nicht nur für die Erstsemestrigen. Die Departemente wurden bereits vor zwei Jahren über den geplanten Schritt zu BYOD informiert. In einigen Studiengängen waren mehrere hundert Seiten Prüfungsmaterialien zu drucken.
Ob sich das ändert, muss sich nun zeigen. Dazu kommen andere Schwierigkeiten wie Netzwerküberlastungen, der Mangel an Steckdosen vor Ort und die Anschaffungskosten eines Laptops, der den empfohlenen Mindestanforderungen genügt. Die Website der ETH verweist hier auf ein Angebot für 1’195 Franken. So bleibt vorerst offen, ob die Aufhebung des kostenlosen Druckens dem BYOD-Modell den nötigen Schwung verleiht oder die Realität in diesem Fall nicht mit den Ideen der ETH-Führung Schritt halten kann.