Editorial #2/24

Editorial

3. April 2024

Üse —Wer in einer Frühlingsnacht über die Langstrasse torkelt, würde kaum darauf kommen, dass dem Zürcher Nachtleben die Einnahmen fehlen. Doch nachdem im letzten Jahrzehnt ein Drittel aller Klubs schliessen mussten, kämpfen Bars und Diskotheken auch nach Corona um ihr Überleben. Das berichten uns mehrere Klubbetreiber*innen (S. 1213), etwa Christian Gamp, Gründer des Senders, der Mitte April dicht macht. «Es ist immer eine Frage der Nachfrage», meint er. Vielleicht gehen die Gen-Zer lieber Wandern statt in den Klub. Doch es ist auch eine politische Angelegenheit. Die Zürcher Bar- und Clubkommission kämpft um Anerkennung der DJ-Kultur. Das Problem sei nicht nur das Geld, sondern auch die Regulierungen.

Doch natürlich schwingen auch junge Leute das Tanzbein. Zum Beispiel Priszilla, die Ausgang sowohl als ihr Hobby als auch ihr Ausdauertraining bezeichnet. «Ich bin viel fitter, seit ich in den Ausgang gehe. Andere gehen joggen, ich gehe tanzen. Es ist ein Space, in dem alles Platz hat. Fast wie eine Utopie in einer Welt, in der so viel den Bach runtergeht», sagt sie. Wir haben mit sechs jungen Partygänger*innen über ihre liebsten Drinks und Rituale im Nachtleben gesprochen (S. 14-15).

Zudem haben wir das mobile Drug Checking-Team ins XTRA begleitet (S. 16). Das Angebot der Stadt will nicht nur sicheren Drogenkonsum ermöglichen, sondern auch aufklären. «Isch min Stoff höch dosiert?», fragt ein Gast. Ihr könnt dreimal raten. Abwechslung zum Trip bietet etwa ein Text zur Nachhilfefirma Iushelp (S. 7), die in Rechtsvorlesungen Studis anwirbt. Ohne ihre Hilfe wäre das Bestehen des Studiums schwierig, sagen sie. Kosten punkt des einjährigen Kurses: Läppische 2000 Franken. Hingegen gratis ist der Versuch, in den Uniturm zu gelangen (S. 19). Doch so viel sei hier bereits gesagt: Einfach ist das nicht. Das Semester nimmt seinen Lauf. Ausflüchte bieten die Nächte, wir empfehlen das Tanzen im Sender – noch ein letztes Mal, bevor der Klub seine Türen für immer schliesst

Für die Redaktion, Anahí Frank und Kai Vogt