Afrim Fetinci

Widerspiegelungen von Techno

24. März 2024

„Techno gehört ins Museum“, steht ganz gross auf einem der drei Plakate, die ich in der Photobastei sehe. Schreck, wird etwa die Zürcher Technokultur bloss noch im Museum zelebriert? Keine Angst, es handelt sich hier um Fotoarbeiten, denn die Zürcher Technokultur ist Teil des immateriellen UNESCO-Kulturerbes. Zürcher Technokultur wird nicht nur bewahrt, sondern auch geehrt. Die Photobastei Zürich bringt den Techno vom 11. Januar bis am 31. März 2024 mit zwei grossen Ausstellungen ("TECHNO WORLDS" & "THE PULSE OF TECHNO") und einem umfangreichen Begleitprogramm ins Museum.

Kunst, Film, Technologie und Mode: Techno hat alle Welten geprägt! Mit der Ausstellung TECHNO WORLDS versucht das Goethe-Institut dies darzustellen.. Anhand der Arbeiten von über 20 internationalen Künstler*innen kann man dem globalen Phänomen näher kommen. Im zweiten Obergeschoss befindet sich eine Zwei-Kanal-Videoinstallation aus dem Jahr 2010. Aleksandra Domanović verweist mit dem Titel 19:30 auf das Zeitfenster der jugoslawischen Abendnachrichten. Der erste Kanal zeigt ein Stück Geschichte ihres Geburtslandes Jugoslawien auf, der zweite Kanal verdeutlicht, wie die Leute zu elektronischer Tanzmusik feiern. Alte Einspieler der abendlichen Nachrichten werden mit Techno vermischt und vereinen Vergangenheit und Gegenwart.

Im dritten Obergeschoss, wo sich die zweite Ausstellung THE PULSE OF TECHNO befindet, erhält man Eindrücke von den Anfängen der Zürcher Technokultur. Doch die Ausstellung zeigt nicht nur einen Anfang auf, auch ein ewiges Anfangen, das nie aufhört, solange Techno läuft. Wer sich diesem absoluten Anfang nähern will, soll doch bitte ins Museum tanzen gehen. Das Museum wird für drei Monate zum begehbaren Clubraum gemacht. Wer nicht tanzen will, kann alternativ die Workshops oder Gesprächsrunden besuchen.

Romano Zerbini, der Direktor und Kurator der Photobastei, führt mich noch zu den Fotoarbeiten von Omar Gogichaishvili. Der LGBTQ+ Aktivist und Fotograf porträtiert die Queer-Szene von Tiflis in Georgien. Die Szene steht unter enormen Druck, da die katholische Kirche zu einer regelrechten Kampftruppe für patriarchale Werte geworden ist. Beim Betrachten der Bilder, verspüre ich Dankbarkeit gegenüber Tanzflächen in Zürich, welche uns entfalten und ausprobieren lassen. Romano und ich sind uns einig, Techno hat diese Orte in Zürich mit erschaffen.