Die Band Solon'chak jammt seit rund fünf Jahren über Pflanzen und Gesellschaft. zVg

Über Pflanzen und Gesellschaft

Die Zürcher Reggae-Band Solon'chak will zum Denken und Tanzen anregen.

1. März 2022

Solontschak ist der Name für russischen Salzboden. Solon'chak dagegen ist eine sechsköpfige Reggae-Band aus Zürich. Sie besteht aus fünf Geographie-Studierenden und einem Zirkus-Artisten, die seit rund fünf Jahren zusammen jammen. In ihren selbstgeschriebenen Liedern singt die Sängerin Lou über Seelenreisen, tanzende Zimmerpflanzen und die Konsumgesellschaft. Im September 2021 erschien ihre erste, eigenhändig produzierte EP «Plants Dance». Diese soll nicht nur zum Tanzen animieren, sondern auch zur Reflektion anregen. Nach pandemiebedingt abgesagten Auftritten steht nun am 26. Februar das fünfte Konzert der Band an.

«Schon in meiner Maturaarbeit habe ich mich mit Musik als politische Ausdrucksform auseinandergesetzt», erzählt Lou. «Reggae war seit seinem Ursprung in den 1960er Jahren fast immer politisch und eignet sich besonders dafür.» Damals hat sie auch ihre erste EP aufgenommen. Im Sommer nach der Matur lernten sie und Schlagzeuger Donat an einem Schweizer Reggae-Festival den Keyboardspieler Nicolas kennen. Als sie diesen an der ersten DoBar im Geographiestudium antrafen, fand sich mit dem Gitarristen Tim und dem Bassisten Gabriel eine Gruppe von Geographie-Studierenden zusammen, die sich Reggae-Beats und aussagekräftigen Lyrics widmen wollte. Das erste Konzert hatte die frischgebackene Band dann am «Wunderplausch»-Festival, einem zweitägigen Kulturspektakel. Danach kam mit dem Zirkusartisten und angehenden Primarlehrer Lino eine Trompete dazu und Solon’chak war komplett.

Gute Vibes in den Töpfen

Das nach der EP benannte «Plants Dance» ist eine Ode an Zimmerpflanzen, die in Abwesenheit der Besitzer*innen zu tanzen beginnen: «Sie wandled die schlecht Luft in gueti um, de ganzi Tag denksch sie sind stumm. Doch schlüssisch denn hinter dir d Tür, Fyah Fyah de Tanzbode fangt Füür.» Während sich die Calathea, die Hängepflanze und die Prime Flower zu «kinky Reggae Sound» wiegen, amüsiert Lou mit verspielten Lines wie: «Mit ihrne Mitpflänzli grooveds und im Offbeat, da schnuufeds strictly good vibes ide Töpf». In «Soul Vacation» singt Lou von der Suche nach innerem Frieden. Die Lyrics spielen dabei mit Metaphern, die sonst für Pflanzen Verwendung finden, etwa «I open my hand, soak up the sun with my palm» oder «grow like a tree», während sie dem «scent of freedom» nachspürt. In ihrem wohl politischtisten Song «Free Yourself» singt sie von Arbeiter*innen-Ausbeutung und Massentierhaltung und ermahnt: «Was du issisch und was du treisch, so vill wo du nöd drüber weisch, ... Grossfirme wo ihri Finger im Spiel händ, wo nüt vo Menscherecht wüsse wennd». Denn um «Pacha Mama», die von indigenen Völkern der Anden Südamerikas als Göttin personifizierte Erdmutter, zu schützen, soll sich von «materialistic stuff» emanzipiert werden.

Lou meint: «Wir hinterfragen immer wieder, wie wir unsere Themen rüberbringen wollen und wie wir unsere Privilegien mit dem politischen Ursprung des Reggaes vereinen können. Wir sind immer noch am Wachsen und haben unzählige Ideen.» Während die Lieder auch ernste Themen ansprechen und düstere Abgründe skizzieren, kommt die Musik leicht und aufmunternd daher. Solon'chak lädt ein, Alltagssorgen zu vergessen und sich von sonnigen Reggae-Klängen einlullen zu lassen. Nebenbei lernt man noch Pflanzennamen.