Die Herausgeber*innen des Buchs schaffen es, den Jugendlichen die Bühne zu überlassen. Maike Harder

Geschichten aus dem Asyl

19. April 2021

Buch — Aamina erzählt von ihrem Traum, zu lernen. Auch Mahmoud will die Flucht aus Syrien versuchen, um studieren zu können. Alem wird von der Sehnsucht nach seiner Familie und seinem Heimatland geplagt. Und Abdulayaz gibt den Kampf um einen Platz in der Gesellschaft, die ihm eigentlich so fern liegt, nicht auf. Herausgegeben vom Solidaritätsnetz Ostschweiz und der Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht Ostschweiz, lässt «Mutter, mach dir keine Sorgen, das ist eine ganz andere Welt» elf unbegleitete minderjährige Asylsuchende zu Wort kommen. Die Jugendlichen erzählen von ihren Heimatländern und Familien, an die sie oft schweren Herzens denken müssen. Sie berichten von ihrer beschwerlichen Reise durch das Mittelmeer und durch Gebirgsketten. Und nicht zuletzt beschreiben sie das Gefühl, endlich in der Schweiz angekommen zu sein: Erleichtert, aber niedergeschlagen. Begleitende Texte, wie Berichte über die Fluchtländer und Fluchtwege, verleihen den Geschichten den nötigen Kontext.

Die Herausgeber*innen des Buchs schaffen es, den Jugendlichen die Bühne zu überlassen. Sie wollen die Leser*innen daran erinnern, dass reale Personen hinter den Schlagzeilen aus der Zeitung stehen. In Form von Interviews und Fotos bekommen die Geschichten der elf geflüchteten Minderjährigen Gesichter und Namen. Lesende werden mit der Tatsache konfrontiert, dass in unserer Gesellschaft junge Erwachsene leben, die ihr Leben riskieren mussten, um ein sicheres führen zu können. Die Herausgeber*innen heben dabei hervor, dass ein Grossteil der Asylsuchenden Jugendliche sind. Jugendliche, die oft alleine unterwegs sind, verletzliche Menschen, die sich ohne unterstützende Bezugspersonen ihren Weg an zahlreichen Gefahren vorbei bahnen müssen.

Das Buch fordert die Leser*innen heraus: Man soll zuhören und man soll lernen. Und auch wenn «Mutter, mach dir keine Sorgen, das ist eine ganz andere Welt» nicht direkt zur politischen Aktion aufruft, schwingt dennoch die Aufforderung mit, dass man sich solidarisch zeigen und handelnd aktiv werden soll. Zu Recht!

«Mutter, mach dir keine Sorgen, das ist eine ganz andere Welt» erschien im März im Limmat Verlag.